Decision Maker Response
Susanne Eisenmann’s response
Nov 5, 2020 — Heute leben in Baden-Württemberg mehr Menschen denn je aus unterschiedlichen Kulturen und Religionen, mit unterschiedlichen Überzeugungen, Wertorientierungen und Lebensstilen zusammen. Seien Sie versichert, es ist mir ein großes Anliegen, jeglicher Form von Populismus, Extremismus und Rassismus, die unsere freiheitlich demokratische Gesellschaft bedrohen, bereits in den Schulen ganz entschieden entgegenzutreten.
Mit der Einführung der Leitperspektive ,,Bildung für Toleranz und Akzeptanz von Vielfalt" in die Bildungspläne der allgemein bildenden Schulen 2016 hat das Kultusministerium in einem fächerübergreifenden Ansatz den konstruktiven Umgang mit Vielfalt als eine wichtige Kompetenz von Schülerinnen und Schülern gestärkt. Kernanliegen dieser Leitperspektive ist es, Respekt sowie die gegenseitige Achtung und Wertschätzung von Verschiedenheit zu fördern.
Eine vertiefende inhaltliche Auseinandersetzung mit Rassismus, Migration und der Kolonialgeschichte ist in den einzelnen Fachplänen aller Schularten fest verankert. Bereits in der Grundschule sind diese Themen u. a. in den Fachlehrplänen Deutsch, Religion und ganz besonders im Kompetenzbereich ,,Kultur und Vielfalt" des Sachunterrichts enthalten.
ln den allgemein bildenden und beruflichen Schulen sind die von lhnen benannten Themen vor allem in den Fachplänen für Geschichte (mit Gemeinschaftskunde), Ethik, Religion und den modernen Fremdsprachen verortet. Damit ist auch in den weiterführenden Schulen die Auseinandersetzung mit verschiedenen Aspekten zur Kolonialisierung, Kolonialgeschichte, Dekolonisierung, lmperialismus, Migration und Rassismus über verschiedene Jahrgangsstufen hinweg verpflichtender Bestandteil des Unterrichts in Baden-Württemberg. Darüber hinaus engagieren sich zahlreiche Schulen im Land mit eigenen Projekten oder gemeinsam mit außerschulischen Partnern gegen Rassismus und Extremismus.
Trotz der breiten Verankerung der Themen in den Bildungsplänen teile ich lhre Sorge um aktuell bedenkliche antidemokratische und rassistische Tendenzen in Teilen unserer Gesellschaft. Vor diesem Hintergrund habe ich das Zentrum für Lehrerbildung und Schulqualität im Rahmen unseres Netzwerks für interkulturelles Lernen und Arbeiten an Schulen (NikLAS) mit der Entwicklung einer Handreichung für Schulen zur diskriminierungskritlschen Schul- und Unterrichtsentwicklung beauftragt. Hierbei sollen unterschiedliche Diskriminierungsformen wie Rassismus (Anti-Schwarzer Rassismus, Antiziganismus, antimuslimischer Rassismus), Antisemitismus sowie weitere Diskriminierungsformen, auch vor ihrem historischen Hintergrund und auf verschiedenen Ebenen, gezielt in den Blick genommen werden. Bei der Erarbeitung dieser Broschüre wird die Expertise von Akteurinnen und Akteuren aus der Wissenschaft und Antidiskriminierungspraxis einbezogen. Die lnhalte der Handreichung fließen in die Konzeption sowie Durchführung von Online- und Offline Fortbildungen für Lehrkräfte ein.
Für lhr gesellschaftliches Engagement gegen Rassismus danke ich lhnen ganz herzlich!