Aufforderung zur Stellungnahme und Distanzierung von den Neuen Rechten an Bischof Rentzing

Aufforderung zur Stellungnahme und Distanzierung von den Neuen Rechten an Bischof Rentzing
Sehr geehrter Herr Landesbischof Rentzing,
als Christinnen und Christen der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Sachsen sind wir höchst irritiert von der Tatsache, dass Sie bis heute Mitglied in einer pflichtschlagenden Verbindung sind.
Ebenso irritiert Ihre Stellungnahme, in der Sie sich nicht klar von dieser Verbindung distanzieren. Warum erklären Sie nicht schlicht und einfach, dass Sie alle Beziehungen und Kontakte zu dieser Verbindung sofort beenden bzw. beendet haben. Ohne diese Klarstellung bleibt der Eindruck, dass es sich nicht nur um jugendliche Unbedarftheit handelt, sondern Sie immer noch mit dieser Gruppe und ihrer Ideologie verbunden sind.
Die entschuldigende Erklärung, dass Sie gern sportlich aktiv waren, ist ein Hohn im Blick auf die vier Pflichtmensuren, in denen Sie billigend die Verletzung eines Menschen in Kauf genommen haben. Fechten hätten Sie problemlos in einer Gruppe des Uni-Sports üben können, ohne dabei Menschen zu entstellen.
Keine befriedigende Erklärung geben Sie mit Blick auf Ihren Auftritt in der "Bibliothek des Konservativismus", die ein Teil des Netzwerks der Neuen Rechten ist. Auch hier schützen Sie wieder Unbedarftheit vor.
Unverständlich blieb uns auch, warum Sie statt einer klaren Abgrenzung von der rechtsnationalistischen AfD auf Gespräch, Verständnis und gemeinsame Zukunftsgestaltung gesetzt haben und sich weigerten, die antievangelische Haltung und unchristliche Ideologie dieser völkischen Partei vor der Wahl zu benennen. Es drängt sich die Vermutung einer inhaltlichen Nähe auf, die durch Ihre Äußerungen nicht entkräftet wurde.
Wir sehen mit Sorge, dass die sächsische Landeskirche durch Ihre unklare Positionierung in Sachsen und in der Evangelischen Kirche in Deutschland zunehmend an den Rand gerät.
In der Tradition der Bekennenden Kirche sind wir überzeugt, dass wir - gerade als Christinnen und Christen in Deutschland, die wir in einer unsäglichen Schuldgeschichte den befreienden Glauben an das Evangelium bezeugen müssen - dazu nicht schweigen können und dürfen.
Wir erwarten eine Erklärung, warum Sie als Repräsentant der sächsischen Landeskirche nach wie vor Mitglied der Alten Prager Landsmannschaft Hercynia und damit im Coburger Convent sind.
Wir erwarten von Ihnen eine öffentliche und deutliche Distanzierung von allen nationalen, antidemokratischen und menschenfeindlichen Ideologien.
Wir erwarten eine klare Distanzierung von der "Bibliothek des Konservatismus".
Das Amt der Einheit entbindet Sie nicht vom Wort der Klarheit.
Nächstenliebe verlangt Klarheit - das gilt auch und besonders für den Bischof als Repräsentant der Kirche. Diese Klarheit verkörpern Sie für uns nicht.
Darum sagen wir Ihnen deutlich: Mit dieser Haltung können Sie nicht die Evangelisch-Lutherische Landeskirche repräsentieren. Sie sprechen nicht für uns als Christinnen und Christen dieser unserer Kirche.
Erstunterzeichner:
Andreas Dohrn; Pfarrer Peterskirche Leipzig
Matthias Rudolph; Kirchvorsteher Versöhnungskirche Leipzig
Sebastian Keller; Pfarrer Kirchenbezirk Leipzig
Frank Martin; Pfarrer RU