Wort halten!

Wort halten!

2.180 haben unterschrieben. Nächstes Ziel: 2.500.
Startdatum
Petition an
Rektorat der Universität Leipzig und

Warum ist diese Petition wichtig?

WORT HALTEN! Für die Rückkehr der historischen Barockkanzel in die Universitätskirche St. Pauli zu Leipzig!
Für die staatskirchenrechtlich gebotene, amicable Lösung im Einvernehmen mit dem Universitätsprediger!

Wir unterstützen
den Universitätsprediger der Universitätskirche St. Pauli zu Leipzig, Professor Dr. Peter Zimmerling, in seinem im offenen Brief an die Universitätsleitung vom 29.09.2019 zum Ausdruck kommenden Anliegen, die historische Kanzel als Predigtort wiederzugewinnen und seine entsprechenden Rechte in der Amtsausübung gewahrt zu sehen.

Offener Brief vom 29.09.2019 zur
Senatsentscheidung gegen die Aufstellung der geretteten historischen Kanzel am 10.9.2019

Magnifizenz, sehr geehrte Frau Schücking,

als Universitätsprediger muss ich sowohl den Beschluss selber als auch die Art und Weise, wie er zustande gekommen ist, anfechten. Wie Sie wissen, wird das Amt des Universitätspredigers im Staatskirchenvertrag zwischen dem Freistaat Sachsen und der Ev.-Luth. Landeskirche in Sachsen ausdrücklich festgeschrieben. Das bedeutet automatisch, dass es bei Fragen, die den Universitätsgottesdienst betreffen, zwischen Ihnen als der Rektorin der Universität Leipzig und mir als Universitätsprediger zu einvernehmlichen Lösungen kommen muss. So sieht es das Staatskirchenrecht unseres Landes vor. In der Vergangenheit habe ich Sie mehrfach darum gebeten, Möglichkeiten für eine einvernehmliche Position im Hinblick auf die Aufstellung der Kanzel in der Aula/Universitätskirche St. Pauli auszuloten. Zuletzt unmittelbar im Vorfeld der Senatssitzung vom 10.9.2019. Leider blieb meine Bitte von Ihnen unbeantwortet.

Stattdessen haben Sie den Senat der Universität Leipzig in seiner Sitzung am 10.9.2019 über die Aufstellung der historischen Kanzel beschließen lassen, ohne mir vorher die Möglichkeit einzuräumen, meine Position als Universitätsprediger in angemessener Weise darzulegen. Das löst bei mir in mehrfacher Hinsicht Irritationen aus:

-  Es widerspricht in eklatanter Weise der gängigen staatskirchenrechtlichen Praxis in Deutschland. Universitätsgottesdienst und Theologische Fakultät sind die potenziellen Hauptnutzer der Kanzel.

-  Der Fakultätsrat der Theologischen Fakultät hat sich mehrfach ausdrücklich für die Aufstellung der Kanzel in der Aula/Universitätskirche St. Pauli ausgesprochen. Zuletzt 2014 im Rahmen der Bedarfsanmeldung für die Kanzel im Hinblick auf die Lehre. Die Universitätsleitung hat sich diese Bedarfsanmeldung zu Eigen gemacht und an das Wissenschaftsministerium weitergeleitet.

-  Im sog. Harms-Kompromiss vom Dezember 2008 ist ausdrücklich von Seiten der Universität Leipzig und der Ev.-Lutherischen Landeskirche Sachsens die Rückführung der wichtigsten geretteten Kunstwerke in die neue Aula/Universitätskirche St. Pauli vereinbart worden. Dass dazu auch die Kanzel gehört, leugnet niemand. Gerettete Kunstgegenstände können letztlich erst dann als gerettet betrachtet werden, wenn sie in ihrer ursprünglichen Nutzung wiedergewonnen sind. Gerade die historische Kanzel ist doch ein Schatz der gesamten Universität! Zuletzt hat Königin Silvia von Schweden bei ihrem Besuch der Universitätskirche im vergangenen September ganz spontan gefragt, wo die Kanzel sei, von der ihr Onkel gepredigt habe.

-  Die Nichtaufstellung der Kanzel wird mit dem zu trockenen Raumklima begründet. Es ist für mich schwer einsehbar, dass es im 21. Jahrhundert keine technischen Möglichkeiten geben soll, dieses Problem zu lösen. Leider wurde auch darüber in der Senatssitzung nicht gesprochen.

-  Unabhängig davon sagt einem schon der gesunde Menschenverstand: Solange die gerettete historische Kanzel existiert, wird die Frage nach ihrer Aufstellung am historischen Ort nicht zur Ruhe kommen. Es ist und bleibt ein Skandal, über die Interessen der Universitätsgemeinde einfach hinwegzugehen, die sich nichts sehnlicher wünscht, als dass die gerettete Kanzel am angestammten Ort wieder aufgestellt wird.

Unabhängig vom Konflikt um die Kanzel möchte ich festhalten, dass die dreifache Nutzung von Aula und Universitätskirche als Kirche, Konzertsaal und Aula sich in den vergangenen 20 Monaten seit der Einweihung nach meiner Erfahrung – wenn auch nicht ohne gelegentliche Unstimmigkeiten – insgesamt bewährt hat. Ununterbrochen finden seit 1710 an jedem Sonn- und Feiertag Universitätsgottesdienste statt (11 Uhr); während des Semesters zusätzlich Universitätsvespern im Altarbereich mittwochs um 18 Uhr.

Ich erlaube mir, dieses Schreiben auch dem Sächsischen Wissenschaftsministerium in Kopie zur Verfügung zu stellen, verbunden mit der Bitte, bei der Herbeiführung von amicablen Lösungen auf Grundlage des Staatskirchenvertrages mitzuwirken.

Mit besten Grüßen bin ich

Ihr Peter Zimmerling


Wir treten konkret dafür ein,
* dass "WORT HALTEN!" gilt! Konkret: Die Regelungen des sog. Harms-Kompromisses, zu denen sich die Universitätsleitung im Dezember 2008 schriftlich verpflichtet hatte, sind in Hinblick auf die gerettete Kanzel der Universitätskirche umzusetzen: "(...) Es besteht schließlich Einigkeit darüber, die vor der Sprengung 1968 geretteten Teile der Universitätskirche St. Pauli nach ihrer Restaurierung an den historischen Ort zurückzubringen, um sie dort auch der Öffentlichkeit in einem würdigen Rahmen zugänglich zu machen. Sie sind untrennbar mit der langen Universitätsgeschichte verbunden und sollen auch in ihrer kulturhistorischen Bedeutung gewürdigt werden.",

* dass anerkannte Experten für Raumklima & Denkmalschutz im Einvernehmen zwischen Staatsregierung und Universität beauftragt werden, eine wissenschaftlichen Standards genügende Expertise zur Machbarkeit der Kanzelaufstellung anzufertigen,
* dass das bisherige Klimamonitoring jetzt unter probeweiser Anbringung (von Teilen) der im Mai 1968 geretteten historischen Barockkanzel der Universitätskirche St. Pauli weiterqualifiziert wird,
* dass im Sinne der Forderungen des Universitätspredigers amicable Lösungen unter Einbeziehung der hierzu gemäß Staatskirchenvertrag verpflichteten sächsischen Staatsregierung gefunden werden,
* dass der Freistaat Sachsen künftig alle erforderlichen Maßnahmen ergreift, um ein Mindestklima zu gewährleisten, das notwendig ist, um sowohl die Orgeln als auch die Ausstattungsstücke in dem als Universitätskirche und Aula genutzten Gesamtraum hinreichend zu schützen!

 

Hinweis zum Foto: Abgebildet ist ein 1:1 Modell der am 24. Juni 1738 in der Universitätskirche geweihten Barockkanzel des Holzbildhauers Valentin Schwarzenberger. Dieses Modell wurde anlässlich der Sitzung des Senats der Universität Leipzig am 10. September 2019 gezeigt. Der originale Kanzelkorb liegt fertig restauriert in den Depots der Kustodie der Universität Leipzig. Diese Kanzel ist von hohem erinnerungskulturellem Wert. Von ihr predigten Persönlichkeiten wie Nazigegner Martin Niemöller, Nobelpreisträger Nathan Söderblom, die Professoren Dedo Müller, Heinz Wagner, Ernst Sommerlath und viele andere. Zu DDR-Zeiten standen der regimekritische Studentenpfarrer Siegfried Schmutzler und der legendäre Pater Gordian Landwehr auf ihr. In zwei Diktaturen war es ein Wesensmerkmal der Kanzel, ein freier Ort fürs freie Wort in unfreier Zeit zu sein. Zum 30. Jahrestag der Friedlichen Revolution ist diese Bedeutung für die Stadt der friedlichen Revolution besonders zu unterstreichen.

Leipzig, den 29.09.2019

Christine Clauß                        Jost Brüggenwirth  

 
in Vertretung auch der weiteren Mitglieder des Bürgerinitiativkreises "Wort halten"

Steffen Berlich
Stephan Bickardt
Prof.Georg Christoph Biller
Prof. Dr. Herbert Blomstedt
Jochen Bohl
Prof. Dr. med. Frank Emmrich
Dr. Thomas Feist
Sebastian Gemkow
Propst Gregor Giele
Wolfram Günther
Prof. Ludwig Güttler
Prof. Monika Harms
Dr. Martin Helmstedt
Superintendent Martin Henker
Prof. Dr. Jens Herzer
Martin Hundertmark
Dr. Klaus Knödel
Bernd-Lutz Lange
Prof. Dr. Rüdiger Lux
Prof. Dr. Heinrich Magirius
Mareth Oldiges
Prof. Siegfried Pank
Wilfried Richard
Werner Schulz
Prof. Dr. Matthias Schwarz
Dr. Ulrich Stötzner
Britta Taddiken
Dr. Wolfgang Thierse
Prof. David Timm
Prof. Ulrich Urban und Elke Urban
Dr. Natalie K. Watson
Dr. Annette Weidhas
Gunter Weißgerber
Prof. Dr. Peter Zimmerling
Prof. Dr. Hans Dieter Zimmermann

 

Kontakt:

Bürgerinitiativkreis "Wort halten"
c/o Stiftung "Universitätskirche St. Pauli zu Leipzig"
Burgstr. 5
04109 Leipzig
info@stiftung-universitaetskirche.de

 


weitere Dokumentationen:

Offener Brief des Universitätspredigers im Original vom 29.09.2019
Schreiben des Bürgerinitiativkreises an die Universitätsleitung und Senatoren vom 10.09.2019
Auszug aus rechtswissenschaftlicher Abhandlung Goerlich/Schmidt zum Amt des Universitätspredigers

 

2.180 haben unterschrieben. Nächstes Ziel: 2.500.