Stoppt die Flugroutenänderung über Neuhausen, Wolfschlugen, Nürtingen und Aichtal

Stoppt die Flugroutenänderung über Neuhausen, Wolfschlugen, Nürtingen und Aichtal
Warum ist diese Petition wichtig?
Vereint gegen Fluglärm
Im Zuge der geplanten Flugroutenänderungen am Flughafen Stuttgart haben die vier Bürgerinitiativen
- Nürtingen-Oberensingen-Hardt
- Wolfschlugen
- Neuhausen auf den Fildern
- Aichtal
- Denkendorf
- Köngen
folgende Online Petition erstellt:
Hintergrund:
Die Fluglärmkommission des Flughafens Stuttgart soll am 2. November 2021 über eine mögliche Flugroutenänderung, die die Deutsche Flugsicherung (DFS) vorgesehen hat, einen Mehrheitsbeschluss fällen.
Die neue Route (TEDGO) soll bei Starts von Düsenjets bis zu einer Mittleren Größe (z.B. Airbus A 320) nach Osten steile Abflüge erlauben, die dann kurz hinter Neuhausen auf den Fildern in einer engen Kurve nach Süden fliegen.
Über das Naturschutz- und Naherholungsgebiet Sauhag wird die Route in einer Kurve an der Südspitze Wolfschlugens vorbei zwischen Oberensingen und Hardt bei Grötzingen auf die alte Route ins Aichtal geführt, wo sie auf die jetzige, 12 km längere Route, trifft.
In den von der neuen Routenführung extrem betroffenen Kommunen wie Neuhausen, Denkendorf, Köngen, Wolfschlugen, Hardt, Nürtingen-Oberensingen und Aichtal erhebt sich breiter Protest auf allen Ebenen, vor allem bei den der Bürgerinnen und Bürger, die sich momentan in 4 Bürgerinitiativen zusammengeschlossen haben.
Im Wesentlichen konzentriert sich unsere Kritik auf folgende Punkte:
- Die Kommunen sind bereits jetzt von teilweise extremem Lärm durch vielbefahrene Straßen (z. B. BAB 8, B313 oder L1205) sowie Fluglärm des Flughafens Stuttgart betroffen.
- Durch die neue Flugroute entsteht durch den geplanten Steilflug mit engen Kurvenradien für die Betroffenen eine neue, zum Teil extreme Lärmquelle.
- Die Bewertung zur Anzahl der vom Fluglärm Betroffenen, die in einer Präsentation der Deutschen Lufthansa, der Eurowings und der Deutschen Flugsicherung veröffentlicht wurde, ist fehlerhaft und suggeriert, dass mehr Menschen entlastet, statt belastet werden. Das ist falsch.
Es gibt keine signifikante Entlastungen auf der alten Strecke, aber umso mehr gravierend belastete Menschen auf der neuen Route. - Die von der Lufthansa erstellten Flugsimulationen zur künftigen Lärmeinschätzung sind unzureichend und stimmen mit realen Werten nicht überein. Unter anderem wurden diese ohne Windeinflüsse durchgeführt, obwohl z.B. Ostwind für den Lärm in den betroffenen Gemeinden einen erheblichen negativen Einfluss hat. Zudem wird diese Route nur bei Ostwind geflogen.
- Transparenz und Bürgerbeteiligung wird durch „Vertraulichkeit“ ersetzt.
Die Bürger mussten durch die Zeitung erfahren, was Ihnen in naher Zukunft an zusätzlichem Lärm blühen wird. Die von den Protagonisten vorher informierten Bürgermeister mussten Vertraulichkeitserklärungen akzeptieren, um vorab informiert zu werden.
Bei den öffentlichen Präsentationen in den Kommunen fehlte trotz Ankündigung die wichtigste Person: Der Lärmschutzbeauftragte des Fluglärmkommission, angeblich wegen Urlaub. - Untersuchungen des Umweltbundesamtes von 2010 haben ergeben, dass eine Separierung der Abflugrouten durch die verringerte Gefahr von Wirbelschleppen sogar zu einer Erhöhung der Kapazität einer Start- und Landebahn führen kann, wodurch dann alle vom Lärm betroffenen Bürger auf der alten- wie auch auf der neuen Route noch mehr Lärm ausgesetzt wären.
- Zukünftig Hauptbetroffenen, wie z.B. Wolfschlugen oder Oberensingen, verwehrt man einen Sitz mit Stimmrecht in der Lärmschutzkommission. Dagegen sind z.B. Verbände wie die IHK, oder börsennotierte Wirtschaftsunternehmen wie die Lufthansa ständige Mitglieder.
- Die Lärmberechnungen führte kein unabhängiger Gutachter durch, vielmehr wurden diese von einem direkten Profiteur der Änderung erstellt - dem Lufthansa Konzern.
- Ein wie im Straßenbau oder beim Bau einer Eisenbahnstrecke unter Einbeziehung der Öffentlichkeit übliches Planfeststellungsverfahren sucht man bei einer mindestens ebenso einschneidenden Flugroutenänderung vergeblich. Die Öffentlichkeit wird bewusst bezüglich der Sachlage mit Informationen kleingehalten und von jeglicher Einflussnahme ausgeschlossen.
- Direkter Überflug unseres Naturschutz- und Naherholungsgebiets Sauhag.
Durch niedrige Überflüge mit voller Turbinenleistung wird der Sauhag extrem mit Lärm und Abgasen belastet. Der Schutz von Flora und Fauna und die Tatsache, dass Bürgerinnen und Bürger auch mal Ruhe, saubere Luft und Natur genießen dürfen, wird hier mit Füßen getreten. - Vertrauenserweckender Bürgerdialog, Offenheit und Transparenz scheint bei Flugroutenänderungen unerwünscht zu sein. Im Wirtschaftsleben spricht man in einem solchen Fall „von einem Geschäft zu Lasten Dritter“ – wobei „Dritter“ in unserem Fall für Tausende neu Betroffene steht.
- Anfängliche Argumente zur Treibstoff- und CO2-Einsparung sind plötzlich nicht mehr relevant.
DFS/Lufthansa/Eurowings hatten die vorgeschlagene Anpassung der Flugroute auch mit dem Argument erzielbarer Treibstoff- und CO2-Einsparungen begründet. Kritische Nachfragen nach Berechnungsmethoden wurden mit dem Argument zurückgewiesen „Diese Fragen sind nicht Teil der Diskussion zur neuen Flugroute.“
War damit der Klimaschutz nur ein von Lufthansa/Eurowings genutztes Pseudo-Argument, um letztlich die neue Flugroute im Interesse einiger Gemeinden und ihrer Bürgermeister, sowie eine angedachte Kapazitätsausweitung des Flughafens mit einem weiteren Argument zu stützen? - Fragen zum wichtigsten Thema der Sicherheit, stehen im Raum. Konkret wissen wir nicht, ob Steilflüge mit engen Kurvenradien unter Volllast in der Worst Case Betrachtung unsicherer sind, als herkömmliche Abflüge.
Ebenso ob Begegnungen von Flugzeugen, die die alte Route fliegen mit denen, die auf der Neuen unterwegs sind, bei der Zusammenführung Kollisionsgefahren heraufbeschwören können.
Die genannten Kritikpunkte zeigen deutlich, dass die Grundlagen für eine qualifizierte Bewertung und Entscheidung über eine Anpassung der Abflugroute bei weitem noch nicht in der erforderlichen Qualität vorliegen.
Der Status Quo ist vielmehr geprägt von Intransparenz, Widersprüchen, unvollständigen, unrealistischen bzw. irreführenden Berechnungen und Desinformationen.
Unser Appell an die Institutionen und Entscheidungsträger:
- Vor einer für tausende Bürgerinnen und Bürger so weitreichen Entscheidung, müssen umfangreiche Daten und Zahlen in Form eines unabhängigen Gutachtes (nicht durch die Lufthansa als möglicher Profiteur) ermittelt und im offenen Bürgerdialog erörtert werden.
- Stoppt das Verfahren der Flugroutenanpassung
- Kein Grundsatzbeschluss bzw. Empfehlung in der November-Sitzung der Fluglärmkommission
Wir fordern deshalb folgendes zukünftiges Vorgehen bei Flugroutenänderungen:
Rechtzeitige Transparenz und Bürgerdialog statt Entscheidungen im Geheimen;
Klima- und Gesundheitsschutz aller geht vor Einzelinteressen und Profit.
- Flugroutenänderungen müssen zukünftig frühzeitig angekündigt und transparent in Diskussion und Dialog mit der betroffenen Bürgerschaft erfolgen.
- Die Fluglärmkommissionen müssen künftig alle Kommunen als Mitglieder mit Stimmrecht aufnehmen, die bis zu einer Höhe von mindestens 1200 m im Landeanflug bzw. Abflug überflogen werden
- Wirtschaftliche Interessen der Beteiligten (z.B. Fluggesellschaften und Kommunen) dürfen keinen Vorrang vor Lärmschutz- und gesundheitlichen Interessen der Bürger haben.
- Änderungen müssen unter Umwelt- und Klimaschutz Aspekten gleichrangig mit Lärmschutz- und gesundheitlichen Interessen der Bürger in Einklang gebracht werden.
- Vor einem endgültigen Beschluss, muss ein mindestens einjähriger Probebetrieb unter Begleitung von unabhängigen Experten und Realmessungen erfolgen. Die Ergebnisse aus einem daraus resultierendem Gutachten sind transparent mit der betroffenen Bürgerschaft im ergebnisoffenen Dialog abzustimmen, bevor die Fluglärmkommission über die Vorschläge der DFS befindet.
- Sicherheit steht an oberster Stelle.
- Insgesamt muss das Verfahren für alle betroffenen Bürger transparent gestaltet werden.
Erteilen Sie bitte dieser Petition Ihre Zustimmung.
Oktober, 2021
Die Bürgerinnen und Bürger der betroffenen Gemeinden