Keine MNB-Pflicht im Unterricht für Wiesbadener Grundschulkinder!

Keine MNB-Pflicht im Unterricht für Wiesbadener Grundschulkinder!
Warum ist diese Petition wichtig?

Im Schreiben vom 30.10.2020 hat das Gesundheitsamt Wiesbaden die Auslösung der Stufe 2 für alle Schulen auf dem Gebiet der Landeshauptstadt Wiesbaden veranlasst und damit auch die MNB-Pflicht für Kinder ab dem Vorschulalter.
Nach mehreren Tagen der Unklarheit, hat die Stadt Wiesbaden die MNB-Pflicht für Grundschulkinder ab 9.11.2020 nun bestätigt.
Aus Gesprächen mit Mitarbeitern*innen des Gesundheitsamtes in Wiesbaden ist bekannt, dass das Amt aufgrund der steigenden Infektionszahlen die Nachverfolgung der Fälle nicht mehr zu leisten vermag. Dies bedauern wir außerordentlich. Wir verstehen auch, dass weitere Maßnahmen notwendig sind, um die steigenden Infektionszahlen zu verringern. Maßnahmen an Grundschulen können aber die Infektionszahlen in Wiesbaden nicht im notwendigen Maße reduzieren, da Schulen im Vergleich zu anderen Infektionsorten einen außerordentlich geringen Anteil am Infektionsgeschehen darstellen. Aus den Zahlen des RKI geht eindeutig hervor: Der Großteil der “Ausbrüche”, die einem konkreten Ausbruchsgeschehen zuzuordnen sind, finden nach wie vor in Wohnstätten, privaten Haushalten, Alten-, Pflege- und Flüchtlingsheimen statt.
Die Anordnung einer MNB im Unterricht können wir daher nur als hilflosen Aktionismus bezeichnen! Der Wunsch des Infektionsschutzes der Allgemeinbevölkerung wird damit komplett auf den Schultern unserer Kinder ausgetragen. Eine MNB-Pflicht für Grundschüler*innen ist weder verhältnismäßig noch zweckmäßig.
(Quellen & Studien finden sich in unserem offenen Brief an Frau Dr. Butt vom 31.10.2020: https://www.familieninderkrise.com/2020/11/03/der-wiesbadener-masken-krimi/)
Da in den Grundschulen bereits eine MNB-Pflicht im Gebäude und auf dem Pausenhof, bei Nutzung des ÖPNV auch auf dem Schulweg und in den allermeisten Fällen auch in der Nachmittagsbetreuung besteht, bedeutet dies für viele Schüler*innen de facto eine stundenlange MNB-Pflicht von bis zu acht Stunden am Stück, sogar für Vorschulkinder.
Die Grundschulen haben seit den Sommerferien gezeigt, dass ihre Hygienekonzepte funktionieren. Hygieneregeln wie Händewaschen, Lüften, Kohortenbildung werden eingehalten. Die Kinder werden in der Grundschule ausschließlich im Klassenverband unterrichtet - wo dies noch nicht stattfindet, müssen Wege gefunden werden, die Unterrichtskonzepte entsprechend anzupassen.
Deswegen können wir nicht akzeptieren, dass insbesondere unseren kleinsten Schulkindern eine pausenlose MNB-Pflicht, sogar im Klassenverband, auferlegt wird. Die negativen Auswirkungen stehen in keinem Verhältnis zur Wirksamkeit dieser Maßnahme. Wir möchten in diesem Zusammenhang auf das Vorgehen des Gesundheitsamtes Frankfurt verweisen, der die Grundschüler*innen laut der Allgemeinverfügung vom 30.10.2020 von der MNB-Pflicht ausnimmt, sofern der Unterricht im Klassenverband stattfindet.
Unsere Forderungen:
1. Heben Sie die MNB-Pflicht im Unterricht für Grundschüler*innen umgehend wieder auf.
Begründung:
- Gerade jüngere Kinder tragen extrem wenig zum Infektionsgeschehen bei. Diese Tatsache wurde auch vom RKI festgestellt. Seit Beginn des Regelbetriebs ist der Anteil der Kinder und Jugendlichen, die sich mit Covid-19 infiziert haben im Verhältnis zu ihrem Anteil an der Bevölkerungsgruppe sogar leicht rückläufig.
- Ansteckungen innerhalb von Schulen sind die Ausnahme, nicht die Regel. In den meisten Fällen wird das Virus von Erwachsenen in die Schulen getragen, breitet sich dort aber nicht weiter oder nur sehr geringfügig aus. Dies haben wir aus Gesprächen mit dem Gesundheitsamt Frankfurt und dem Gesundheitsamt Offenbach erfahren, wo 2.000 respektive 2.500 Schulkinder als Kontaktperson 1 getestet wurden. In Frankfurt hat sich nur 1% der Kinder ebenfalls infiziert, in Offenbach sogar keines der 2.500 Kinder.
- Die MNB im Unterricht stellt für Schüler:innen eine erhebliche Beeinträchtigung dar: Sei es beim Lesen lernen oder in der sozialen Interaktion, die ohne Mimik stattfinden muss. Und sie ist vor allem für Schüler:innen mit schlechten Deutschkenntnissen oder schüchterne Schüler:innen eine weitere Belastung.
2. Sofern eine MNB-Pflicht an einer Grundschule unumgänglich ist, sollte die Maskenpflicht auf dem Schulhof automatisch entfallen.
Gerade jüngere Kinder sind nicht in der Lage selbst einzuschätzen, wann eine MNB-Pause für sie erforderlich ist und diese auch rechtzeitig einzufordern. Daher müssen Tragepausen generell für alle Kinder vorgesehen werden, nicht nur auf individuellen Wunsch. Wir verweisen in diesem Zusammenhang auch auf die Ausführungen der Unfallkasse Hessen, die nach einer 90 minütigen Unterrichtseinheit eine Tragepause von 15-30 Minuten an der frischen Luft empfiehlt.
3. Maßnahmen an Schulen sollten nur aufgrund von Infektionsfällen an der jeweiligen Schule angeordnet werden, nicht auf Basis des regionalen oder lokalen Infektionsgeschehen.
Einen Automatismus, nach dem ab einem bestimmten Inzidenzwert Maßnahmen an Schulen eingeführt werden, lehnen wir nachdrücklich ab. Auch die fehlende personelle Ausstattung eines Gesundheitsamts darf nicht zu weiteren Maßnahmen für Kinder und Jugendlichen führen.
4. Veröffentlichen Sie die Zahlen von infizierten Kindern an Schulen und machen Sie so die angeordneten Maßnahmen transparent und nachvollziehbar.
Wie viele Schüler/ Grundschüler sind aktuell positiv auf mit Covid-19 getestet worden? Wo haben diese sich infiziert? Wie viele Kontaktpersonen dieser Schüler insbesondere die Mitschüler haben sich ebenfalls infiziert?
Wir hoffen, dass Wiesbaden ein möglichst rasches Eindämmen der Infektionszahlen gelingt und plädieren für einen Infektionsschutz, der weniger von Aktionismus geprägt ist, sondern sich auf die richtigen Prioritäten fokussiert und sich an den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Dynamik der SARS-CoV-2-Infektion orientiert.