EU-Olivenöl-Verordnung schadet Erzeugern und Verbrauchern

EU-Olivenöl-Verordnung schadet Erzeugern und Verbrauchern
Warum ist diese Petition wichtig?

Es reicht! – fast 50 Jahre Gesetzgebung gegen die Verbraucher und Kleinerzeuger (Oliviers) sind genug.
Eine abermalige „Reform“ der EU-Olivenölverordnung verbietet Oliviers nun jegliche individuelle Beschreibung ihres Olivenöls wie näheren Angaben zu Herkunft, Geschmack und Verwendung auf das Etikett zu schreiben. Die letzte Änderung erweiterte bereits die Fehlertoleranzen derart, dass auch nicht zum Essen geeigneten Lampantöle jetzt verkehrsfähige native Olivenöle werden können. Die Verordnung begünstigt so die no name - Bedürfnisse der industriellen Massenhersteller mit ihrer oft chemisch und thermisch geschönten Qualität und macht sie zum negativen Standard für alle.
An das Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft richten sich daher folgende Forderungen:
- Setzen Sie sich für die Abschaffung der EU-Olivenölverordnung in Brüssel ein.
- Berufen Sie dazu einen runden Tisch ein, um auch Verbraucher und Oliviers zu Wort kommen zu lassen und Alternativen zu diesem Gesetzt zu Formulieren.
- Laden Sie dazu Verbraucher und Verbraucherschutzorganisationen und -medien wie Slow Food, Food Watch, Merum, Öko Test, Stiftung Warentest, auch kommunale Lebensmittel-Aufsichtbehörden und weitere thematische Fachexperten ein. Weiterhin Oliviers, weil diese durch das Gesetz in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung eingeschränkt und damit in ihrer Existenz gefährdet sind.
Ausführliche Begründung der Forderungen
Am 22. September 1966 wurde mit der EU-Verordnung 136/66 erstmals ein Gesetz für Olivenöl in Abgrenzung zu anderen Speisefetten und Ölen geschaffen. Sicher war einer der Gründe für diese spezielle Gesetzgebung, den vielfachen Betrugen an diesem Lebensmittelprodukt einzudämmen. 2016 jährt sich dieses Gesetz nun, mit seinen zahlreichen Änderungen, die es über die Jahre erfahren hat, zum fünfzigsten Mal. Schaut man rückblickend auf seine Wirkung, sieht man eine Geschichte nahezu jährlicher Olivenölskandale mit einer nachfolgenden Verfeinerung der Olivenölpanschereien, der Legalisierung von Betrug und der Förderung industriell hergestellter Olivenöle. Experten schätzen Olivenöl wie eh und je als das am meisten von Betrug betroffene Lebensmittel innerhalb der EU ein.
Bestanden die Betrügereien vor der Gesetzgebung vor 49 Jahren zumeist aus Zumischungen von Ölen anderer Provenienz, so bewirkte die Einführung von Qualitätsklassen – mit dem ‚Nativen Olivenöl Extra’ als der höchsten Güteklasse –, einer Auslese vergleichbar, nur eine Verlagerung der Fälschung in die Labore.
Lampantöle, die schon immer einen sehr großen Teil der produzierten Qualität ausmachten, wurden tatsächlich eher für Öllampen als zum Essen verwendet. Ein weiterer, großer Anteil der produzierten Olivenöle hatte durchschnittlich die Qualität, die beim Wein einem einfachen und ehrlichen Landwein gleichkäme. Die Oliven wurden reif geerntet, archaisch in der Steinmühle verarbeitet, und das Öl wurde nicht gefiltert. Dadurch schmeckte es schön weich und buttrig, war nicht lagerfähig, und bald schon bekam es ranzige Noten, an die man aber gewöhnt war.
Auch wenn heute Olivenöl zumeist in modernen Edelstahlmühlen erzeugt wird, entstehen dabei meistens Öle, die immer noch diese schlechte oder höchstens einfache Qualität besitzen. Große, den Markt beherrschende Konzerne lassen diese Olivenöle von zahlreichen Zwischenhändlern einsammeln, um sie dann in ‚Chemiefabriken’ zu Nativem Olivenöl Extra zu rektifizieren, wie man diese Schönung der Öle nennt. Weil aber alle chemisch-technischen Fortschritte bei der Rektifizierung die schlechte Ursprungsqualität nicht überdecken können, wurden mit vielen Änderungen der Olivenölverordnung entsprechende Anpassungen vorgenommen, z.B. durch großzügige Fehlertoleranzen. Was früher noch ein Lampantöl war, ist nach heutiger Gesetzeslage großenteils zumindest ein ‚natives Olivenöl’. Olivenölskandale kann es daher heute kaum mehr geben, der Betrug ist durch die Gesetzgebung quasi legalisiert worden. Heute ist es überwiegend nicht mehr das einfache Bauernöl, das die Verbraucher in die Flasche abgefüllt bekommen, sondern das zur Auslese rektifizierte Lampantöl.
Noch zaghaft, aber in Ansätzen erkennbar, schickt sich eine junge Generation von Kleinerzeugern an, sich zu Oliviers zu qualifizieren und damit nicht mehr nur Oliven-Rohstofflieferanten für die Olivenölindustrie sein zu müssen. Sie haben auf dem Markt, vergleichbar den Winzern beim Wein, nur dann eine Chance, wenn sie der industriell gefertigten Olivenölmelange ein echtes und individuelles Olivenöl entgegen setzen. Die Olivenölverordnung ist aber, sicher nicht zufällig, zu einer Industrienorm geworden, der sich wegen des Gesetzescharakters in Europa alle unterordnen müssen.
Anmerkung:
Auf unserer Internetseite www.artefakt.eu finden Sie eine umfangreiche Materialsammlung an Aufsätzen, Stellungnahmen, Berichten u.a. von arteFakt, Slow Food, Merum, der Welt, dem Stern und die Originaltexte der EU-Olivenölverordnung
Zu meiner Person
Ein Artikel in der „Welt“ berichtete 1996 über das erste Europäische Olivenölsymposium in Bad Mergentheim, auf dem prominent auch der vielfältige Betrug von Olivenöl erörtert wurde. Der Artikel wurde eine der Quellen, die mich 1998 motivierte die Unternehmung arteFakt Handelsagentur für Erzeuger-Verbraucher-Ideen GmbH zu gründen, um mit der jährlichen Olivenölkampagne einen aufgeklärten und praktischen Beitrag gegen den Betrug zu leisten.
Entscheidungsträger*innen
- Ministerialdirigent Dr. K. Heider, Abteilung 2Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft
- Ministerialdirigent Dr. Guth, Abteilung 6Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft