Auszahlung der Erasmus+-Förderung nicht mehr einschränken

Auszahlung der Erasmus+-Förderung nicht mehr einschränken
Warum ist diese Petition wichtig?

Liebe Leserinnen und Leser,
wir, das sind eine Gruppe an Studierenden aus verschiedenen Fachbereichen, wenden uns mit dieser Petition an euch, denn wir brauche eure Hilfe. Wie ihr uns helfen könnt? 1. Unterschreibt diese Petition (Unterschriften mit Rechtschreibfehler können leider nicht mitgezählt werden) 2. Bestätigt die E-Mail, die ihr daraufhin bekommt, damit eure Unterschrift gewertet wird 3. Teilt die Petition auf euren Social Media Kanälen.
Der Corona-Krisenstab bzw. das Präsidium der Fachhochschule Münster traf die Regelung bezüglich der Auslandssemester, dass wir Studierende der Fachhochschule Münster die Erasmus+ Förderung nicht erhalten, wenn das Zielland am Tag der Abreise zum Risikogebiet erklärt wird oder noch als Risikogebiet zählt. Die Förderung wird dann solange aussetzen, bis das Zielland nicht mehr Risikogebiet ist. Damit wolle die Fachhochschule Münster die Studierenden nicht ermutigen, sich einem Risiko auszusetzen. Der DAAD jedoch schränkt die Förderung trotz der Corona-Situation nicht ein. Dem Vorschlag folgen etliche andere Universitäten (unter anderem die Westfälische Wilhelms-Universität Münster). Im Folgenden führen wir unsere Argumente auf, die unserer Meinung nach gegen die Nicht-Finanzierung sprechen:
Punkt 1: Point of no return, Fürsorgepflicht, finanzielle und psychische Belastung und Umgang mit Corona-Situation:
Der ursprüngliche Zweck dieser Entscheidung, Studierende nicht ermutigen zu wollen, in ein Risikogebiet zu reisen, ist in der Praxis schwer umzusetzen. Viele von uns haben im Voraus, aufgrund der gesetzlichen Kündigungsfristen, ihre Wohnung oder den Job gekündigt, einen Vertrag zur Zwischen-, oder Untermiete aufgesetzt, einen Vertrag für eine Bleibe im Gastland abgeschlossen (teils mit 5-monatiger Mindestlaufzeit), oder Versicherungen etc. gebucht, weswegen wir schon Wochen oder Monate vor der geplanten Abreise keine Möglichkeit haben, uns anders zu entscheiden (z.B. die Kündigungen rückgängig zu machen). Ebenfalls wurde in mehrere Sprachkurse investiert. Wir fühlen uns an dieser Stelle von der Fachhochschule Münster in Stich gelassen! Die Verantwortlichen dieser Regelung berufen sich auf ihre Fürsorgepflicht, uns nicht einem gesundheitlichen Risiko aussetzen zu wollen, beziehungsweise dies durch die Auszahlung zu fördern. Die Regelung setzt uns Studierende einem enormen finanziellen Schaden und psychischer Belastung aus. Die Ungewissheit, die Schulden, die durch die Nicht-Förderung entstehen, sind immens, wir fragen uns an dieser Stelle wo die Fürsorgepflicht bleibt. Um an dieser Stelle auch Zahlen zu nennen, verlaufen sich meine Schulden beispielsweise auf über 6500 Euro (ohne die Miete, die ich für meine Bleibe im Gastland bezahlen muss, wodurch sich die Zahl auf 8235 Euro erhöht).
Auf unseren Lösungsvorschlag, dass es eine alternative Maßnahme wäre, statt die Förderung zu streichen (und damit viele Studierende in große finanzielle Notlagen/ Verschuldung zu bringen) für die ausreisenden Studierenden z.B. eine Infoveranstaltung zur Sensibilisierung bezüglich Corona durchzuführen, sind die Verantwortlichen leider nicht eingegangen. Unserer Meinung nach ist weniger der Aufenthaltsort (für den sich die Infektionszahlen täglich ändern) als vielmehr das persönliche Verhalten entscheidend. Warum traut man also nicht auch den Erasmus-Studierenden zu, sich auch im Ausland verantwortungsvoll zu verhalten? Wäre es daher also nicht eine sinnvollere Maßnahme, statt die Förderung zu streichen (und damit viele Studierende in große finanzielle Notlagen/ Verschuldung zu bringen) für die ausreisenden Studierenden z.B. eine Infoveranstaltung zur Sensibilisierung bezüglich der Corona-Pandemie und dem Umgang in den jeweiligen Gastländern durchzuführen?
Punkt 2: Plicht-Auslandssemester, Online-Vorlesungen, Blended Mobility, Verschiebung des Auslandssemesters und keine weiteren Semester möglich
In manchen Fachbereichen ist ein Auslandssemester Pflicht. Einige von uns, für die ein Auslandssemester im Studienverlauf verpflichtend ist, befinden sich im letzten Semester. Falls sie sich das Auslandssemester nicht mit eigenen Mitteln finanzieren können, könnten sie ihr Studium nicht, wie geplant, abschließen.
Die Gastuniversitäten ermöglichen nicht immer online Vorlesungen, welche man auch von Deutschland aus besuchen kann (zumal damit der Sinn und der Zweck eines Auslandssemesters nicht mehr gegeben ist). Dadurch gestaltet sich auch ein Blended Mobility für einige für uns als schwierig. Bei einem Blended Mobility besuchen die Studierende die Online-Kurse der Hochschulen zunächst von Deutschland aus, bis sich beispielsweise die Lage im Gastland beruhigt hat. Wenn nun 1. keine beziehungsweise nur unzureichende Online-Kurse der Gastuniversität angeboten werden und 2. das eigene Zimmer/ die eigene Wohnung schon untervermietet wurde, ist dies leider keine (ausreichende) Lösung.
Wenn das Auslandssemester nicht angetreten werden kann, weil es aus eigenen Mitteln nicht finanzierbar ist, da die Förderung wegfällt, würden viele von uns ein komplettes Semester und den Studienplatz an der Gastuniversität verlieren. Sie müssten sich erneut darauf bewerben, da dann im Ausland ein ganz neues Semester beginnt, verbunden mit dem hohen Risiko, den Platz im darauffolgenden Semester nicht mehr zu bekommen, da diese gegebenenfalls schon vergeben sind. Silke Viol, Erasmus-Hochschulkoordinatorin an der TU Dortmund, berichtet hierzu: “Nicht alle Hochschulen garantieren, dass der Studienplatz im Ausland erhalten bleibt, eine erneute Bewerbung kann notwendig sein”(IntQ 1). Im in der Zeit erschienenen Artikel „Austausch ohne Austausch: Was wird aus meinem Erasmus-Jahr?“ wird erwähnt: „Auch der DAAD rät davon ab, Auslandsaufenthalte übermäßig zu verschieben, da sich sonst in den kommenden Semestern ein Kapazitätsproblem bei den Hochschulen ergeben könnte“ (siehe: ebd.). Hinzu kommt, dass sich viele Studierende schon im Abschlusssemester befinden und daher nicht die (finanzielle) Möglichkeit haben, noch ein weiteres Semester zu studieren.
Punkt 3: Zweck des Erasmus+-Programms und finanzielles Risiko:
Die Vorbereitung und Planung eines Auslandssemesters sind mit vielen Schwierigkeiten und Unsicherheiten verbunden. Corona sorgt auch bei uns Studierenden, im Inland wie im Ausland, für zahlreiche Herausforderungen und Probleme. Mit den neuen Regelungen der Fachhochschule Münster kommt für uns nun auch noch eine enorme finanzielle Unsicherheit hinzu. Die Regelung durch den Corona-Krisenstab widerspricht unserer Meinung nach dem eigentlichen Zweck von Erasmus+: Den Studierenden das Studieren im Ausland zu erleichtern bzw. zu ermöglichen.
Wenn die Förderung nun tatsächlich davon abhängt, ob das Zielland am Tag der Abreise ein Risikogebiet ist oder nicht, würde das bedeuten, dass wir bis zum Abreisetag in Ungewissheit sind, ob die Förderung ausgezahlt wird bzw. für wie lange die Förderung während des Aufenthalts gegebenenfalls ausgesetzt wird.
Eine mögliche Antwort, dass die Studierenden das Auslandssemester nicht mehr antreten sollen, wenn ihnen die Situation zu ungewiss ist, empfänden wir nicht zielführend.
Wir möchten noch einmal betonen, dass wir uns für ein Erasmus+ Programm beworben haben, in dem Glauben, bei einer Zusage auch die finanzielle Förderung zu erhalten. Dabei war nicht die Auszahlung der Förderung unsere Motivation, sondern die Möglichkeit, in einem anderen Land ein Teil unseres Studiums zu absolvieren. Neben den akademischen spielten auch persönlichkeitsbezogene Gründe eine sehr große Rolle, wie zum Beispiel die persönliche Weiterbildung/-entwicklung. „Das damit verbundene Leben im Gastland lässt Geförderte die andere Kultur im wahrsten Sinne erLEBEN. Sie erlangen dadurch – über den akademischen bzw. praxisorientierten Mehrwert hinaus – interkulturelle Erfahrungen und Kompetenzen, die eine europäische Identität fördern“ (IntQ 2). Und diese Erfahrungen sind vor allem durch die Förderung des Erasmus+ Programmes möglich, da ein Auslandssemester durch private Finanzierung oft nicht möglich ist. Wir empfinden die derzeitige Situation/Regelung eher als „Glücksspiel“: Entweder man bekommt die Förderung, oder man bleibt auf hohen Kosten/ Schulden sitzen. Ob man mit einer erfolgreichen Förderung rechnen kann oder auf beachtlichen Kosten / Schulden für die abgeschlossenen Verträge, Flüge etc. sitzen bleibt ist bis dahin vollkommen ungewiss.
Punkt 4: Handhabung anderer Universitäten:
Der DAAD rät zwar von einer Reise in ein Risikogebiet ab, empfiehlt jedoch nicht, die Förderung auszusetzen (darauf wird nicht eingegangen bzw. wird es nicht erwähnt). Dem Vorschlag folgen etliche andere Universitäten und Hochschulen. Unter anderem auch die Westfälische-Wilhelms-Universität Münster. Das bedeutet, dass zwei staatliche Bildungseinrichtungen in derselben Stadt zwei komplett unterschiedliche Regelungen haben. Während Studierende der Westfälische Wilhelms-Universität Münster, die beispielsweise nach Spanien reisen werden, die volle Förderung erhalten, wird den Studierenden der Fachhochschule Münster diese Förderung verwehrt, solange Spanien ein Risikogebiet ist/bleibt.
Zusammenfassung:
Wir hoffen, dass deutlich gemacht wurde, dass es für manch Studierende keine anderen Möglichkeiten mehr gibt, aufgrund von beispielsweise Kündigungen der Wohnung, des Jobs, Vertragsabschluss für eine Bleibe im Gastland oder von Untermieten des derzeitigen Zimmers/ der derzeitigen Wohnung oder aufgrund des Abschlussemesters.
Diese ganze Situation hinterlässt den Eindruck, dass auf die Reife, die Einsichtigkeit und das verantwortungsvolle Verhalten der Studierenden im Inland, nicht aber im Gastland gesetzt wird. Letztlich sind wir erwachsene Menschen, die ein (persönliches) Risiko eigenständig einschätzen und abwägen können, bereit sind, sich mit dem Thema corona-konformes Verhalten auseinanderzusetzen (beispielsweise in Form eines Corona-Seminars für alle „outgoing students“, wie schon als Lösung vorgeschlagen) und sich auf die Förderung eingestellt haben und nun teils (hoch) verschuldet und psychisch belastet sind.
Wir können verstehen, dass diese Situation auch für die Verantwortlichen der Fachhochschule Münster eine Herausforderung darstellt und dass sie nach einer passenden Lösung suchen, jedoch: Uns stellt sich die Frage, warum sich die Fachhochschule Münster trotz der enormen Nachteile für die Studierenden (siehe oben) für diese Regelung entscheidet.
Daher hoffen wir, dass der Corona-Krisenstab der Fachhochschule Münster diese Entscheidung zum Wohle der Studierenden überdenkt.
Wir bedanken uns bei jedem von euch, der/ die uns unterstützt!
Quellen:
(IntQ 1) https://www.zeit.de/news/2020-08/31/was-wird-aus-meinem-erasmus-jahr Stand: 01.12.2020
(IntQ 2) https://eu.daad.de/service/erasmus-und-covid-19/de/76954-erasmus-laeuft-im-wintersemester-weiter--wegen-covid-19-erstmals-auch-virtuell/Stand: 01.12.2020