Erneut muß sich ein Umweltaktivist vor Gericht verantworten. Der Prozess findet am am 12. Mai 2022 um 11:00 Uhr vor dem Amtsgericht Grevenbroich statt.

Der Angeklagte, Ernst-Ludwig Iskenius, ist 70 Jahre alt und Kinder- und Jugendarzt im Ruhestand. Ihm wird Hausfriedensbruch vorgeworfen. Die Staatsanwaltschaft fordert 80 Tagessätze als Strafe.

Die Vorgeschichte: Am 15. September 2021 betraten etwa 100 Musiker:innen des Netzwerkes Lebenslaute den von der RWE betriebenen Tagebau Garzweiler und veranstalteten dort ein Aktionskonzert. Sie protestierten damit gegen den klimaschädlichen Abbau von Braunkohle, dem bereits acht Dörfer in der Region zum Opfer gefallen waren. Nun soll auch noch das Dorf Lützerath verschwinden. 

Ernst-Ludwig Iskenius hatte dieses Aktionskonzert logistisch unterstützt. Am 12. Mai wird er deshalb vor Gericht stehen.

Vor Gericht will er nun darlegen, dass es "angesichts des fortgesetzten Unrechts durch RWE und seine politischen Helfer alternativlos notwendig ist, auch Protestformen zivilen Ungehorsams zu praktizieren, um eine nachhaltige Klimapolitik durchzusetzen."

Der kürzlich erschienene Bericht des Weltklimarates (IPPC) mache, so Iskenius, die Dringlichkeit deutlich. "Durch Fortsetzung der aktuellen Politik wird Deutschland die im Pariser Abkommen verpflichtend festgelegten Klimaziele nicht erreichen. Heute schon verlieren aufgrund der beginnenden Klimakatastrophe Menschen ihr Leben und ihre Existenz, müssen hungern oder fliehen."

Vor dem Amtsgericht Grevenbroich will Ernst-Ludwig Iskenius darlegen, dass wir uns längst in einer Situation "rechtfertigenden Notstands" befinden, in der auch "Protest- und Widerstandsformen zivilen Ungehorsams angemessen und verhältnismäßig" sind.

Die 1,5-Grad-Grenze verläuft durch das Dorf Lützerath!

Wir fordern den Vorstand von RWE dazu auf Umweltaktivisten weder gerichtlich noch auf andere Art und Weise zu verfolgen.
Die dadurch frei werdenden Energien kann zum Erhalt des Dorfes Lützerath eingesetzt werden.