Nachhaltigkeit als oberste Priorität in Bildung, Forschung & Praxis an der HSG verankern

Nachhaltigkeit als oberste Priorität in Bildung, Forschung & Praxis an der HSG verankern

Startdatum
11. Juli 2021
Petition an
Rektorat der Universität St. Gallen
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Warum ist diese Petition wichtig?

Sehr geehrter Herr Prof. Ehrenzeller, sehr geehrte Damen und Herren des Rektorats der Universität St. Gallen

Im März 1972 wurde auf dem 4. St. Galler Symposium an der HSG die MIT-Studie The Limits to Growth vorgestellt. Diese Studie brachte Nachhaltigkeit erstmals auf die Agenda der Weltpolitik. Seither sind fast 50 Jahre vergangen. Die damals thematisierten Herausforderungen sind seitdem bedeutend komplexer und herausfordernder geworden. Nachhaltigkeit ist schon lange zu einem zentralen gesellschaftlichen und politischen Anliegen geworden. Der HSG Alumni Sustainability Club zusammen mit den hier unterzeichnenden Alumnae & Alumni möchte hiermit der Forderung Nachdruck verleihen, dass auch an der HSG Nachhaltigkeit als ein strategisches Thema mit höchster Priorität für alle Handlungsbereiche angesehen wird.

Die HSG war Pionierin im Bereich Nachhaltigkeit und hat durch ihr Handeln Geschichte geschrieben: Dazu gehört die Gründung des studentischen Vereins oikos, die Gründung des IWE und des IWÖ bereits vor rund 30 Jahren.

Als weltweit renommierte Universität muss die HSG in diesem zentralen Bereich wieder eine Pionierrolle einnehmen, indem sie Wirtschaftswissenschaften und Nachhaltigkeit eng miteinander verbindet. Die globalen Herausforderungen sind enorm und vielfach analysiert. Gemäss dem IPCC sind “rapid, far-reaching and unprecedented changes in all aspects of society” notwendig, um den Klimakollaps zu verhindern. Auch die HSG steht in der Verantwortung, aktiv zur Lösung beizutragen.

Nachhaltigkeit nicht höchste Priorität einzuräumen, ist nicht nur im Hinblick auf die Klimakrise keine ernsthafte Option, sondern ist auch ein strategischer Fehler. Der grundlegende Wandel im Zuge der Klimakrise führt zu bedeutenden unternehmerischen Risiken und Chancen, die Führungskräfte mit fundiertem Wissen im Bereich Nachhaltigkeit benötigt. Zudem verlangen bereits heute die zentralen Business School-Akkreditierungen von EQUIS und AACSB die transversale Integration von Fragen der Nachhaltigkeit und des Social Impact, und erste Rankings haben begonnen, diese Themen zu integrieren. Hier muss die HSG aufpassen, dass sie bei diesen zunehmend dynamischen Entwicklungen von Anfang an dabei ist, will sie auch in Zukunft eine führende Rolle spielen.

Daher fordern wir von der HSG folgende Massnahmen als wirksame Beiträge zu Bewältigung der bedeutenden Herausforderungen:

Curriculum – Alle HSG-Studierenden müssen sich mit Nachhaltigkeit auseinandersetzen

  • Die HSG bietet zwar bereits einige Kurse im Bereich Nachhaltigkeit an. Der WWF-Studienratgeber 2020 hat jedoch gezeigt, dass dies nur Wahlfächer sind. Es ist überfällig, die verschiedenen Aspekte der Nachhaltigkeit in die Pflichtfächer zu integrieren. Für jede:n Studierende:n von Assessmentjahr bis Masterabschluss muss in Zukunft mindestens 50% des vermittelten Inhalts aus nachhaltigkeits-relevanten Bereichen bestehen. Zudem muss jede Kursbeschreibung aufzeigen, wie der Kurs Studierende befähigt, zukünftige gesellschaftliche Herausforderungen zu lösen. Nur so kann sichergestellt werden, dass alle HSG-Studierenden sich mit diesen zentralen Themen befassen.
  • Jede:r Studierende muss nachhaltiges Wirtschaften als integrativen Ansatz verstehen und anwenden können. Dazu gehört Wissen aus der Ökologie (z.B. Biodiversität, planetare Belastbarkeitsgrenzen), Klimawissenschaften, internationale Zusammenarbeit (z.B. die United Nations Sustainable Development Goals), Plurale Ökonomik, Kreislaufwirtschaft, Sustainable Finance sowie Grundsätze der Unternehmensethik.
  • Studierende an der HSG müssen lernen, die thematisierten Inhalte in der Praxis anzuwenden. Verbesserungspotential sehen wir insbesondere in den Pflichtfächern, in welchen an der HSG wenig konkrete Handlungskompetenzen vermittelt werden.
  • Praxispartner, die eine zukunftsfähige Wirtschaft fördern, sollten bei Kooperationen wie z.B. bei Praxisprojekten bevorzugt werden.

Career und Praxis – Studierenden werden Wege einer Green/Impact Career aufgezeigt

  • Studierenden der HSG werden Möglichkeiten aufgezeigt, bei der Transformation zu einer zukunftsfähigen Wirtschaft mitzuwirken und ihre Kenntnisse in der Praxis anzuwenden. Dies setzt voraus, dass das Career Services Center (CSC) Karrieren mit positiver gesellschaftlicher Wirkung in den Vordergrund stellt. Momentan fehlt es dem CSC an Knowhow, um Studierende diesbezüglich fundiert zu beraten.
  • Veranstaltungen wie die Career Days sollten vorwiegend mit Firmen kooperieren, die strenge Nachhaltigkeitsziele formuliert haben, sowie vermehrt mit nachhaltigen Start-ups, NPOs & NGOs, die sich für Nachhaltigkeit einsetzen. Alternativ ist auch eine Career Fair mit Fokus Nachhaltigkeit denkbar.
  • Impact-Pioniere, die eine Ausbildung an der HSG absolviert haben, sollten in der HSG-Kommunikation als Vorbilder mehr Aufmerksamkeit erhalten.

Forschung – Mehr Raum & Mittel für inter- und transdisziplinäre Nachhaltigkeitsforschung

  • Die Herausforderungen in Zusammenhang mit der Klimakrise sind komplex. Die HSG muss daher ihre transdisziplinäre Forschung ausbauen und neue Lehrstühle schaffen. Handlungsbedarf sehen wir insbesondere in den Bereichen der Postwachstums- und Gemeinwohlökonomie, der Pluralen Ökonomik, Klimagerechtigkeit, Transformationsdesign, Social Entrepreneurship, Commons-Ökonomie, Political Ecology, Impact Investing, Nachhaltigkeit in der Lieferkette, nachhaltige Mobilität und weitere.
  • Die HSG darf sich im Bereich Nachhaltigkeit nicht nur auf die Wirtschaftswissenschaften konzentrieren. Es soll interdisziplinäre Forschung gefördert werden, welche auch die Politikwissenschaften, Rechtswissenschaften und weitere Sozialwissenschaften sowie die Naturwissenschaften einbezieht, allenfalls über geeignete Kooperationen.

Governance – Nachhaltigkeit im Fundament der HSG verankern

  • Damit die Integration von Nachhaltigkeit an der HSG zentral und übergeordnet koordiniert werden kann, sollte ein neues Prorektorat für Nachhaltigkeit geschaffen werden.
  • Um die Transformation zu mehr Verantwortung und Nachhaltigkeit zu ermöglichen, braucht es neben einer massiven Aufstockung von finanziellen Beiträgen auch den Aufbau von Know-how in diesem Bereich. Dies kann in Form von Task Forces umgesetzt werden, wie es bereits die Climate Solutions Task Force zeigt.

Die Herausforderungen, die die Klimakrise mit sich bringt, sind gewaltig. Daher sind wir der Meinung, dass oben genannte Forderungen gerechtfertigt sind und innerhalb von maximal drei Jahren umgesetzt werden sollten, wenn sie rechtzeitige Wirkungen entfalten sollen. Die von der HSG verabschiedete Digitalisierungsstrategie kann hierbei als Vorbild dienen.

Sehr geehrter Herr Prof. Ehrenzeller, sehr geehrtes Rektorat:

Ein:e Assessmentstudierende:r im Herbstsemester 2021 tritt voraussichtlich im Jahr 2066 in Pension. Am Ende des Lebens dieser Studierende:n, gegen Ende des 21. Jahrhunderts, wird sich die Temperatur in der Schweiz gemäss IPCC-Modellierungen um bis zu 6° erhitzt haben, was massive negative Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft haben wird.

Diese:r Assessmentstudierende:r wird im Verlaufe seiner Karriere zwangsweise mit der grössten Krise der Menschheitsgeschichte konfrontiert werden. Es ist unglaublich wichtig, dass HSG-Absolvent:innen darauf vorbereitet sind. Denn: Studierende der HSG sind die zukünftigen Führungskräfte in Wirtschaft und Politik.

Wir bedanken uns herzlich im Voraus für die Berücksichtigung unserer Forderungen. Gerne unterstützen wir die HSG auf dem Transformationsweg.

Freundliche Grüsse,

HSG Alumni Sustainability Club und Unterzeichnende HSG Alumnae & Alumni

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