Göttinger Silvester feuerwerksfrei

Göttinger Silvester feuerwerksfrei
Why this petition matters
Wir fordern den Rat der Stadt Göttingen und den Kreistag des Landkreis Göttingen dazu auf, Privat-Feuerwerk an Silvester abzuschaffen.
Das Silvester-Feuerwerk produziert Unmengen an Feinstaub, Umweltverschmutzung und Müll. Es verursacht erheblichen Stress für Haustiere und gefährdet Wildtiere in großem Maße. Es schränkt den Bewegungsspielraum von Menschen mit Atemwegserkrankungen erheblich ein. Jedes Jahr werden Menschen verletzt, einige tödlich. Böller und Raketen werden ohne Arbeitsschutz meist von Kindern produziert – viele werden verletzt oder sterben dabei. Nicht zuletzt verursacht Feuerwerk eine deutliche Brandgefährdung. In Zeiten von Artensterben und Klimawandel ist privates Feuerwerk nicht mehr zeitgemäß.
Alternativ könnte stattdessen ein Feuerwerk professionell zentral auf einem Platz in Göttingen veranstaltet werden, finanziert über einen Fond. Dies ist keine Forderung von uns, sondern nur ein Kompromiss-Vorschlag. Damit wäre eine Teilnahme für Alle möglich, die ein Feuerwerk wollen, ohne die zu belästigen, die den Jahreswechsel lieber leise, tier- und klimafreundlich gestalten.
Danke für Ihre Unterstützung!
Ein paar Fakten-Zitate:
Feinstaub:
„Wenn wir Feuerwerkskörper abbrennen, steigt die Belastung der Luft mit Schadstoffen explosionsartig an. Zu großen Teilen besteht der Feuerwerksqualm aus Feinstaub (PM – Particulate Matter, PM10 – Staubteilchen mit einem Durchmesser <10µm). Es ist erwiesen, dass Feinstaub negativ auf den Gesundheitszustand wirkt.“ Menschen mit Atemwegserkrankungen können tagelang ihre Wohnung nicht verlassen.
„Auswertungen des Umweltbundesamtes zeigen: Am ersten Tag des neuen Jahres ist die Luftbelastung mit gesundheitsgefährdendem Feinstaub vielerorts so hoch wie sonst im ganzen Jahr nicht. PM10-Stundenwerte über 1000 µg/m3 sind in der ersten Stunde des neuen Jahres in Großstädten keine Ausnahme.“ (https://www.umweltbundesamt.de/themen/luft/luftschadstoffe/feinstaub/feinstaub-durch-silvesterfeuerwerk
"Diese Menge entspricht in etwa 17 Prozent der jährlich im Straßenverkehr abgegebenen Feinstaubmenge". An nur einem Tag!
(Nach einer Untersuchung aus USA) „kostet beispielsweise ein um 10 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft erhöhter Tagesmittelwert des Feinstaubs PM2.5 bei einer Million Menschen anderthalb Leben. 35 Mikrogramm dieser Partikel mit einem Durchmesser von weniger als 2,5 Mikrometern gelten laut US-Umweltschutzbehörde als Tagesgrenzwert; die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt ein maximales Tagesmittel von 25 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Auch die EU geht von Hunderttausenden vorzeitigen Todesfällen pro Jahr in Europa aus, die auf die Belastung durch Feinstaub zurückgehen.“ (https://www.spektrum.de/news/feinstaub-feuerwerk-mit-folgen/1528957
Tierschutz:
„Für die Vögel wird der Himmel vor allem in den Städten zum Inferno. Unter Schock flüchten die Tiere in für sie teilweise ungewöhnliche Höhen, was mit einem großen Energieverlust einhergeht. Rauchschwaden und die hellen Leuchtraketen können zu Desorientierung bei den Vögeln führen, ihnen die Sicht nehmen und sie blenden, sodass sie Hindernissen nicht mehr rechtzeitig ausweichen können. Es dauert häufig Tage oder sogar Wochen, bis sich die Tiere von diesem Schock erholt haben.“ Viele Vögel sterben. Haustiere sind in Panik. Wildtiere werden verletzt.
„Auch für die vielen eingesperrten Tiere in Zoos und Tierparks bedeutet der enorme Lärm großen Stress. Voller Angst und Panik müssen sie in ihren Gefängnissen ausharren – ohne jegliche Fluchtmöglichkeit. „Silvester sehen wir jedes Jahr mit Schrecken entgegen“ (sagen Zoodirektoren*innen).“
„Für viele unserer tierischen Mitbewohner ist der Silvesterabend ein Alptraum. Laute Böller, zischende Raketen und helle Blitze versetzen viele Hunde und Katzen in Angst und Panik. Von derartigen traumatischen Erlebnissen können die Tiere erhebliche psychische Folgeschäden in Form von Angststörungen davontragen. Neben dem für die Tiere ohrenbetäubenden Lärm kann selbst der Geruch von gezündeten Feuerwerkskörpern einen Fluchtinstinkt auslösen.“ (https://www.peta.de/feuerwerk
TASSO (das Haustierregister) schreibt: “Zum Jahreswechsel 2019 auf 2020 weist unsere Statistik 712 entlaufene Hunde und Katzen in Deutschland auf. Als Jahreswechsel bezeichnen wir immer Silvester + Neujahr gemeinsam. Auffällig ist vor allem die Zahl der entlaufenen Hunde im Vergleich zum Rest des Jahres. Im Jahr 2019 haben wir bei TASSO insgesamt 39.000 entlaufene Hunde verzeichnet. Geteilt durch 365 Tage bedeutet das, dass im Schnitt täglich 107 Hunde entlaufen. Mal zwei (Silvester 31.12. und Neujahr 01.01.) wären das „normalerweise“ also etwa 214. Stattdessen waren es 460, also mehr als das Doppelte des Durchschnittstages.”
Produktion:
„Eigentlich müsste uns klar sein, dass der gebräuchliche Begriff „Berufsrisiko“ in der Feuerwerksindustrie ungekannte Ausmaße erreicht. Meldungen wie „Explosion in Feuerwerk-Fabrik: Elf chinesische Arbeiter sterben“, sind darum jedes Jahr aufs Neue zu lesen – wortwörtlich jedes Jahr! Dieser Artikel erschien 2016, seitdem aktualisieren wir ihn und sind jedes Jahr aufs Neue bestürzt: Ende 2016 starben über 30 Menschen bei einer Explosion auf einem Markt für Pyrotechnik in Mexiko. Im November 2017 wurden fast 50 Menschen getötet: In einer Feuerwerksfabrik nahe Jakarta gab es eine heftige Explosion gegeben, bei der das Dach des Gebäudes abgesprengt wurde. (2018) starben 24 Menschen, aufgrund von Explosionen in einer mexikanischen Feuerwerksfabrik. Und im September 2019 wurden bei einer schweren Explosion in einer Feuerwerksfabrik in Indien mindestens 21 Menschen getötet.“
„Das Risiko der Arbeiter wird scheinbar hingenommen. Sind wir etwa Nachrichten von ausgebeuteten, verunglückten Menschen in der asiatischen Textil- und Elektronikindustrie schon so gewohnt, dass uns eine explodierte Feuerwerksfabrik nur noch wenig schockieren kann? Es ist an der Zeit hinzusehen, wie es Menschen in der Feuerwerksproduktion ergeht.“
„Sie haben keine Fingernägel mehr. Ihre Hände sind verätzt. Arme und Gesicht sind von Brandnarben gezeichnet. Laut des Kinderhilfsordens Don Bosco stellen Kinder in der südindischen Stadt Sivakasi Raketen, Böller und Wunderkerzen her.“ Kinderarbeit!
„(taz)Circa 70 000 Kinder arbeiten in Indien in der Feuerwerksindustrie. Laut dem Friedensnobelpreisträger Kailash Satyarthi fangen die Kinder schon mit fünf Jahren an. Zehn- bis Zwölfjährige arbeiten bis zu 13 Stunden am Tag – sechs Tage die Woche. Sie verdienen nur einen Bruchteil von dem, was die erwachsenen Arbeiter bekommen, sind aber bei ihrer Arbeit einer extremen Gefahr ausgesetzt.“ (Aktiv gegen Kinderarbeit)
„Jeder Neunte der Angestellten leidet unter Asthma oder Tuberkulose. Ursache hierfür ist der direkte Kontakt mit chemischen Substanzen wie Schwefel, Schwarz- und Aluminium-Pulver. Zudem finden aufgrund fehlender Sicherheitsvorkehrungen zahlreiche Unfälle statt. In den letzten zehn Jahren verloren allein in Sivakasi offiziell 75 Menschen ihr Leben und über 190 ArbeiterInnen wurden schwer verletzt.“ (Jugend eine Welt)
Kurz gesagt: Die Feuerwerksherstellung ist lebensgefährlich, ausbeuterisch und produziert unermessliches Leid.
(https://utopia.de/feuerwerk-arbeitsbedingungen-china-indien-35189/
CO2 Belastung:
Das Silvesterfeuerwerk verursacht eine Belastung von 2300 T (Deutschlandweit), das entspricht der Menge von 550 Flügen von München nach New York und zurück. Hinzu kommt der Transport der Feuerwerkskörper aus China oder Indien nach Europa. Im Vergleich mit anderen Ursachen von CO2 Belastung mag es gering erscheinen. Angesichts der aktuelle Klima-Krise ist jedoch jede Tonne CO2 eine Tonne zu viel.
Aktuell:
In Göttingen brannten dieses Silvester 14 Mülltonnen und 1 Wohnwagen. Es wurden 70 Menschen in der Notaufnahme behandelt, davon 2 mit schweren Verletzungen der Hände durch Feuerwerkskörper. Dies wurde im GT als “ruhiger Jahreswechsel” bezeichnet.
Am 16.01.20 wurde von Bündnis 90/Die Grünen ein Antrag (19/16457) zur federführenden Beratung in den Ausschuss für Inneres und Heimat überwiesen. Der Antrag zielt darauf ab, die Erste Verordnung zum Sprengstoffgesetz dahingehend zu ändern, dass die zuständige Behörde allgemein oder im Einzelfall anordnen kann, dass pyrotechnische Gegenstände der Kategorie F2 in der Nähe von Gebäuden oder Anlagen oder in bestimmten Gemeinden oder Teilen von Gemeinden zu bestimmten Zeiten und auch am 31. Dezember und am 1. Januar nicht abgebrannt werden dürfen. Die vorgeschlagene Änderung der Verordnung soll zum 31. März 2020 in Kraft treten.
Göttinger Bündnis Silvester feuerwerksfrei
Decision Makers
- Rat der Stadt Göttingen und Kreistag des Landkreis Göttingen