Maßnahmen für psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen

Maßnahmen für psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen
Warum ist diese Petition wichtig?
Gegen die Auswirkungen der Corona-Maßnahmen für Kinder und Jugendliche fordert der Hamburger Kreiselternrat 42:
- ein umfassendes Resozialisierungskonzept für Kinder und Jugendliche
- Ausbau und Stärkung der multiprofessionellen Zusammenarbeit zwischen Jugendhilfe, Schulsozialarbeit und Psycho- und anderen Therapie
- ein interdisziplinäres Netzwerk, unter anderem zur Schaffung niedrigschwelliger Angebote, wie Anlaufstellen und Beratungen
- den Ausbau der psychotherapeutische und psychiatrische Infrastruktur für Kinder und Jugendliche sowohl ambulant, als auch stationär (auch Psychotherapie im Erstattungsverfahren muss unkompliziert bewilligt werden)
- Umfangreiche Aufklärungsarbeit für Eltern und Pädagog*innen über mögliche psychosoziale Symptome
- Konzept für Schulbetrieb, das psychischen und physischen Schutz vermittelt
- Schulfach Gesundheit und Hygiene
- Kinder und Jugendliche müssen an der Bedarfsermittlung und Entscheidungen eingebunden werden
- Weiterentwicklung der Technik für bessere Luft in Klassenräumen
- Finanzielle Mittel und Ressourcen für multimediale Anbindung von Klassenräumen
Begründung
Die Zeit seit März 2020 hat von allen viel abverlangt, Kinder und Jugendliche wurden wechselweise in Distanz, in Präsenz oder in zugewiesenen Gruppen unterrichtet. Sie waren konfrontiert mit ebenso wechselnden Maßnahmen, wie Maskentragen im Unterricht, Maskentragen im Sportunterricht, Lüften (auch bei Kälte und Straßenlärm), Kohortentrennung, Wegeführung in Schulgebäuden, Trennung auf Schulhöfen, gestaffeltem Schulbeginn, Quarantänemaßnahmen, Isolation, permanenten Testungen, Schließungen von Jugendeinrichtungen, Spielplätzen, Indoorspielplätzen, Wegfall von Klassenfahrten, Ausflügen, Projekten, Praktika, Berufsmessen, offenen Tagen an Schulen, Theateraufführungen, Abschlussfeiern, Abibällen, Geburtstagsfeiern, Partys. Sie waren mit eigenen milden oder auch schweren Erkrankungen konfrontiert, erkrankten Familienangehörigen, manchmal auch mit Todesfällen im eigenen sozialen Umfeld. Sie mussten die Angst und emotionale Spannung von Erwachsenen aushalten. Ihr Leben war von einem Moment auf den anderen nicht mehr so, wie sie es kannten. Es war auf einmal nicht mehr sicher und gewohnt, sondern unberechenbar und bedrohlich.
Abgesehen vom allgemeinen Alarmismus der Erwachsenenwelt haben Maßnahmen, wie Abstandhalten und Maskentragen je nach Altersgruppe auch sehr unterschiedliche Nebenwirkungen erzeugt.
Eltern, Lehrerinnen und Lehrer sind nun gehalten, mangelnde Motivation bis allgemeine Lustlosigkeit, Leistungsabfall bis Schulverweigerung, leichte Unsicherheit bis soziale Ängste, Traurigkeit bis Depression, Perspektivlosigkeit bis Suizidalität sowie übermäßigen Konsum sozialer Medien angemessen zu interpretieren. Aus Mangel an Deutungskompetenz werden die Symptome meist verharmlost und mit dem Einfordern von mehr Disziplin beantwortet.
Die psychotherapeutische und psychiatrische Infrastruktur ist für die aktuelle Situation nicht mehr ausreichend. Neben der akuten Behandlung der Auswirkungen werden auch Diagnosen gestellt, die unter vermeintlich normalen Bedingungen übersehen wurden. Das zeigt deutlich, dass der Blick auf Kinder und Jugendliche mit mehr Aufmerksamkeit und Achtsamkeit erfolgen muss.
Es bedarf eines umfangreichen Netzwerks, um mögliche Symptome, wie Lern- und Konzentrationsstörungen, Lernverweigerung, auffälliges Sozialverhalten, Depressionen und anderes richtig einschätzen zu können. Fehlerhafte Einschätzungen können Symptome verstärken oder auslösen. In einem solchen Netzwerk müssen darum neben Psychotherapeut*innen und Ärzt*innen auch Sozialpädagogen*innen, Ergotherapeut*innen oder Logopäd*innen eingebunden werden. Eltern und andere Angehörige, Lehrer*innen, Betreuer*innen brauchen ebenfalls die Sicherheit, sich mit solchen Problemen an beratende Stellen wenden zu können, ohne stigmatisiert zu werden. Die Angebote müssen niedrigschwellig erreichbar sein und Ratsuchende müssen ernst genommen werden.
Um Kindern und Jugendlichen wieder einen sicheren Rahmen zu geben, fordern wir ein Konzept für einen Schulbetrieb mit Perspektive, der psychisch und physisch schützt. Gebraucht wird ein umfangreiches Resozialisierungskonzept, um Kinder und Jugendliche zurück in eine Normalität zu führen und Langzeitfolgen abzumildern. Dabei geht es nicht nur um den schulischen Betrieb, auch das Freizeitverhalten muss von vielen Kindern und Jugendlichen wieder gelernt werden. Ein neues Schulfach Gesundheit und Hygiene ist unbedingt erforderlich.
Bei der Ermittlung der Bedarfe und Erarbeitung von Konzepten sollen Kinder und Jugendliche gehört und in Entscheidungen eingebunden werden. Sie haben sich in den letzten zwei Jahren Kompetenzen angeeignet, für die sie ernst genommen werden müssen.
Die Weiterentwicklung der Technik für bessere Luft in Klassenräumen und multimediale Anbindung muss vorangetrieben werden. Finanzielle Mittel dafür müssen Priorität haben.
Weiterhin braucht es einen entsprechenden Ausbau und Stärkung der multiprofessionellen Zusammenarbeit zwischen Jugendhilfe, Schulsozialarbeit und Psycho- und anderen Therapien im Bereich der Prävention und Behandlung von psychischen erkrankten Kindern, Jugendlichen und Eltern sowie eine Stärkung von wissenschaftlich fundierten Ansätzen und Konzepten.