Klassisch Gendern - Gendergerecht und gleichzeitig sprechbar!

Klassisch Gendern - Gendergerecht und gleichzeitig sprechbar!

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Startdatum

Warum ist diese Petition wichtig?

Gestartet von Bernhard Thiery

Liebe Leser!

Immer häufiger taucht die gendergerechte Sprache in Medien, Ämtern, Lehre und Politik auf. Dann heißt es z.B. “Liebe Leserinnen und Leser” oder “Liebe Leser*innen”. Wobei  der Stern, Doppelpunkt, Schrägstrich, Unterstrich usw. eine kurze Sprechpause signalisiert. Sie steht für diejenigen Geschlechter bzw. Gender, die sich im geschriebenen Wort selbst nicht genannt fühlen und hat sogar einen Namen: Gendergap oder auch Glottisschlag.

Ca. 80 % der deutschsprachigen Bevölkerung finden diese Eingriffe in die Sprache zu hart und wollen gerne weiter reden wie zuvor. 
Gleichzeitig forciert die andere Seite mit großem Engagement die Veränderungen, weil  sie in ihren Augen ein guter Weg sind, unsere Gesellschaft gerechter zu machen. 

Befürworter und Gegner stehen sich unversöhnlich gegenüber.

Das klassische Gendern bietet einen Ausweg aus der verfahrenen Situation und kann beide Lager zusammenführen:

  • Diese Genderform erreicht erstens eine hohe Geschlechtergerechtigkeit, höher als bei den “modernen Genderformen”.
  • Die Sprache bleibt gleichzeitig sehr gut sprechbar, auch für Menschen mit eingeschränktem Spachverständnis, Senioren oder für Menschen, die dabei sind unsere Sprache zu lernen.

 

“Klassisch” heißt diese Genderform aus 2 Gründen:

  • Weil damit sehr ähnlich gesprochen wird wie früher - also vor der Zeit um 1990, als Gerichte und politische Gremien beschlossen, dass in Zukunft “gendergerecht” geredet werden muss. 
  • Weil sie auf einer sehr alten Wortendung für die Männer beruht. Nachzulesen zum Beispiel in Friedrich Schillers “Bürgschaft” von 1798:
    “Was wolltest du mit dem Dolche, sprich?
    Entgegnete ihm finster der Wüterich.

Diese uralte Wortendung für Männer hilft uns, die Sprache einfacher und gerechter zu machen!

Das Thema ist natürlich komplex. Sehen Sie es uns bitte nach, dass der Text länger ist als bei den meisten anderen Petitionen.

Hier zunächst eine Kurzbeschreibung des Vorschlags: 

  1. Als erstes werden die kurzen Wörter für Menschengruppen wieder als Oberbegriffe für alle Geschlechter zurück gewonnen. Die Bezeichnung Leser  z. B. gilt beim Klassischen Gendern wieder für alle Leser, egal welchen Geschlechts. So wie die "Leser" in unserer Überschrift. "Sänger" sind wieder alle Sänger, männliche, weibliche und diverse. Und wenn “Gibt es hier einen Arzt?” gerufen wird, sind alle Ärzte gemeint, nicht nur die männlichen.
    Das entspricht ganz der Sprachlogik, nach der Oberbegriffe die kurzen Begriffe sind und Namen für Untergruppen von diesen kurzen Oberbegriffen abgeleitet werden.
  2. Um die Gendergerechtigkeit herzustellen, müssen die Männer von ihrem Privileg, also den kurzen Stammformen, Abschied nehmen. Sie  bekommen, genau wie schon vor langer Zeit die Frauen,  einen eigenen, vom Oberbegriff abgeleiteten Begriff.
    Beispiele:
    Wüterinnen und Wüteriche
    gehören beide zur Gruppe aller Wüter.
    Lehrerinnen und Lehreriche gehören beide zur großen Gruppe der Lehrer.
    Die Studentinnen und die Studentiche sind beide Teil der Gemeinschaft aller Studenten. Nicht nur, während sie am studieren sind, sondern auch nachts, wenn sie Schlafende sind und natürlich keine Essende und keine Studierende.

Das war’s. Wer diese Idee sinnvoll findet und nicht weiter lesen braucht, möge die Petition bitte unterschreiben und sie per Messenger, Mail, Instagram, Twitter usw. weiter verbreiten. 

Wer sich aber für Details wie die 

  • Rolle des Generischen Maskulinums,
  • die Einbindung des dritten Geschlechts und der Non-binären Menschen oder
  • die Bedeutung des Faktors Zeit

interessiert, der sei eingeladen zum Weiterlesen.


Wo liegt überhaupt das Problem? Wieso ist unsere aktuelle Sprache - angeblich - nicht gendergerecht?

  • Zunächst ist da die Doppeldeutigkeit der Kurzformen. Wenn es heißt, dass im Lehrerzimmer gerade 7 Lehrer sind, kann das zwei verschiedene Bedeutungen haben:
    - Da sitzen 7 Lehrer, männliche, weibliche, und vielleicht auch diverse.
    - Oder: Da sitzen 7 männliche Lehrer.
    Diese Doppeldeutigkeit gab es schon lange. Seit den 1990er Jahren denken aber immer mehr, dass nur die zweite Aussage stimmt. Vor allem die nach 1990 Geborenen.
  • Außerdem ist da das generische Maskulinum. Im Satz “Welcher Lehrer hat gerade Pausenaufsicht?” sind eigentlich alle Lehrer gemeint, die männlichen, die weiblichen und gegebenenfalls die diversen. Mit "generisch" ist genau das gemeint: es geht um alle, um den ganzen Stamm. 
    Das "Maskulin" bezieht sich auf das grammatische Geschlecht: Bei "Der Lehrer" ist es maskulin, obwohl damit nicht nur Männer, sondern auch Frauen und Non-Binäre gemeint sind.
    Dass die männliche grammatische Form für alle stehen soll, empfinden viele als ungerecht.
    Es gibt auch das generische Femininum:  “Die Geisel wurde frei gelassen.” “Die Geisel” hat ein grammatisch weibliches Geschlecht, kann aber auch ein Mann sein. Oder in "Die Katze dort ist der Carlo": Die Katze ist hier trotz weiblicher grammatischer Form ein Kater.
    Auch das generische Neutrum ist Teil der deutschen Sprache, und kann noch sehr wichtig werden: “Welches Mitglied soll heute Abend geehrt werden? Der Herr Müller oder die Frau Schmidt?”

Diese beiden Probleme gleichzeitig zu lösen und dabei die Sprache sprechbar zu halten ist offensichtlich nicht möglich. Das zeigt die aktuelle Situation, bei der genau das versucht wird. Mit dem Ergebnis, dass immer mehr Menschen, egal aus welchem Lager, an den anderen verzweifeln. 

Das klassische Gendern berücksichtigt bei der Problemlösung die logische Reihenfolge: 
Erst muss das Problem mit den Kurzbegriffen, also ihrer Doppeldeutigkeit gelöst werden. Unsere Sprache braucht wieder die kurzen, einfachen Oberbegriffe. Dazu zwei Beispiele: Es gibt Gewitterwolken, Schäfchenwolken und Dampfwolken. Der Oberbegriff ist Wolken. Es gibt Weizenbrot, Kastenbrot und Roggenbrot, der Oberbegriff ist Brot.

Es liegt in der Natur der Sprache, dass die Oberbegriffe die kurzen Begriffe sind. Wolken und Brot zum Beispiel.
Unterbegriffe können dann ganz einfach aus den Oberbegriffen abgeleitet werden. 

Um unsere Sprache sprechbar zu halten, muss das auch für Menschengruppen gelten. Für alle Menschen, die an einer Schule unterrichten, brauchen wir den kurzen Oberbegriff “Lehrer”. Er kann als einziger als Stammform herhalten, um daraus für alle Geschlechter, egal, ob zwei, drei oder mehr, die Unterbegriffe auf eine gleichberechtigte Art und Weise abzuleiten.

Die männlichen Lehrer brauchen also einen eigenen Begriff. Sonst hätten sie auf immer und ewig die tolle Kurzform, und als neuer Oberbegriff müsste ein künstlicher, längerer Begriff herhalten. Also genau das, was wir mit den Gender-Gap-Formen gerade beobachten und was viele so sauer bis wütend macht.

Wenn wir diesen logischen Weg nicht gehen, werden wir in Zukunft Wortmonster wie Lehrer*innenzimmer oder der/die/das Schüler:innensprecher:in haben! Und das in allen Bereichen, also bei sehr vielen Wörtern. Sportler_innenkleidung, Leser*innenbriefe, der/die/das Mitarbeiter*innengespräch, und so weiter und so fort. 

Stellen Sie sich bitte vor, dass in Zukunft alle, also auch die Kinder, das neue Gendern - endlich - verinnerlicht haben - vielleicht in 20 Jahren. Wir sprechen dann alle wie selbstverständlich auf diese Art. (Alle außer denen, die dazu nicht in der Lage sein werden. Alte und ganz junge Menschen, aber auch sehr viele Erwachsene mit eingeschränkter Literalität, in Deutschland auf 6 Mio. geschätzt. Und  natürlich die, die unsere Sprache gerade erst erlernen.)

Eine Mutter sagt ihrem Kind: “Heute gehen wir mit deinen Freund*innen in den Zoo. Elefanten schaun.” Das Kind: “Aber Mama, da sind doch auch Elefantenfrauen bei!” - “Oh ja, tut mir leid. Manchmal hänge ich noch in den 20’er Jahren. Da dachten wir, es geht bei Geschlechtern nur um uns Menschen. Wir gehen natürlich die Elefant*innen schauen. Und die Giraff*innen, die magst du doch am meisten.

Glauben Sie, das wird nie passieren? Tiere gendern.

Aber klar doch: Sobald wir alle wie selbstverständlich die neue Sprache sprechen, sie verinnerlicht haben, wird es uns absolut seltsam vorkommen, wenn wir diese für uns Menschen gewonnene Geschlechtergerechtigkeit den Tieren vorenthalten! Das ist ganz natürlich. 

“Natürlich” im doppelten Sinn, denn die Geschlechter sind ein Teil der Natur. So wie auch Homosexualität und Intersexualität im Tierreich schon immer dazu gehörten.

Die Mama also: “Aber am meisten freu ich mich auf den*die kleine*n Ameis*innenbär*in. Es soll der/die erste in unserem Zoo geborene Ameis*innen*bär*in sein!"

Auch die Katze wird ihr generisches Femininum nicht vor dem Gendern bewahren, da beißt der*die Mäus*in keinen Faden ab.
Nur das Känguru hat es gut, es hat schon das generische Neutrum und braucht nicht gegendert zu werden. Obwohl, die harte Genderfraktion ist auch schon dabei, generische Neutra wie “das Mitglied” zu gendern.
Genderleicht.de hier zu: “So bitte nicht!”.

Nun, vielleicht ist das Gendern doch nicht so kinderleicht, wie genderleicht.de es uns mit seinem Titel weis machen will.

Wussten Sie eigentlich, dass es getrenntgeschlechtliche Bäume gibt? 
Keine Angst, das bekommen wir hin, das ist jetzt wiederum genderleicht: Die Weid*innen sind getrenntgeschlechtlich, Buch*innen sind es nicht. 

Utopisch oder realistisch? Wird die Gendergerechtigkeit nur für Menschen gelten? Natürlich nicht, denn wo es Geschlechter gibt, werden irgendwelche von uns Menschen auf jeden Fall auf Geschlechtergerechtigkeit hin arbeiten. Nicht nur Kabarettisten. Pardon, Kabarettist*innen. 

Aber es geht weiter: denn selbst wenn der Gesetzgeber, pardon, der/die Gesetzgeber*in, das Gendern von Tieren und Pflanzen in Lehre und Behörden verbieten würde: es bleibt das Problem mit der Sprechbarkeit.

Selbst wenn Sprachbegabte das hinbekommen: Wenn beim schnellen Reden die Sprechpausen zu kurz werden, sind auf einmal nicht mehr alle in der Gruppe gemeint, sondern nur die Frauen! Hören Sie sich Reden von Menschen an, die unter Zeitdruck stehen. Im Bundestag zum Beispiel: Liebe Zuhörer und Zuhörer". Beim Gendergap wird es schlimmer.

Welche Quelle für Missverständnisse!

Und auch damit hört es nicht auf: Beim modernen Gendern werden alle Leser, egal welchen Geschlechts, als Leser*innen bezeichnet. Dazu gehören die männlichen “Leser”, die weiblichen "Leserinnen" und natürlich die aus dem Bereich dazwischen. Diese heißen wiederum "Leser*innen". Also tatsächlich genau so wie die geschlechtsübergreifende Gruppe aller Leser! 
Das bedeutet, dass die modernen Genderer ihre eigene Kritik an unserer alten Sprache exakt wiederholen: die Doppeldeutigkeit. Sie kritisieren, dass “Leser” genauso für alle steht wie auch nur für die männlichen. In ihrer "verbesserten" Sprache steht “aber Leser*innen” genauso für alle wie auch speziell für die non-binären!

Also noch mehr Missverständnisse! 

Eigentlich sieht jeder, der genau hinschauen will, dass die modernen Genderformen nicht funktionieren! 

Viele Menschen arrangieren sich inzwischen mit einem in ihren Augen rücksichtsvollen Kompromiss. Sie nutzen keine Wörter mit Gendergap, sondern gendern "nur" binär; auch Doppelnennug genannt. Sie sagen also "Leserinnen und Leser" statt "Leser*innen". Das genüge schon, und dadurch sind Frauen in der Sprache endlich sichtbar. Die uralte Ungerechtigkeit wird ausgeglichen. Es heißt dann “Ich bin Journalistin, mein Kollege ist Journalist. Ich bin seine Kollegin, und er mein Kollege.” 

Diese Methode sieht auf den ersten Blick tatsächlich wie ein Gewinn für alle aus: Für die Frauen wegen der eigenen Form, für die Männer, weil sie die elegante Kurzform behalten. 

Inzwischen sehen wir aber, wie spaltend sich diese Methode auf die Sprache und auf unser Denken und damit auf die Gesellschaft auswirkt:  

Hier einige von unzähligen Beispielen:

In einem Zeitungsartikel zur Frauen-EM ‘22 hieß es, “Alexandra Popp war der beste deutsche Mittelstürmer seit Miroslav Klose”. Mutig vom Journalisten, sich für den alten Oberbegriff zu entscheiden. Wäre Alexandra Popp nur als “die beste Mittelstürmerin” bezeichnet worden, wäre ihr der Ritterschlag gegen die männliche Konkurrenz verwehrt gewesen. 

Amanda Gorman erging es bei der Übersetzung ihres "Inauguration Poems" bei der Amtsübernahme Bidens schlechter. Sie selbst sprach vom Traum eines Mädchens, Präsident zu werden: "... a skinny Black girl ... can dream of becoming president."

Im den meisten deutschen Übersetzungen träumt sie nicht davon, mit Clinton, Obama und Co in einer Reihe zu stehen. Sie träumt "nur" davon, ganz alleine als Präsidentin da zu stehen; weder Clinton noch Obama an ihrer Seite. Als gäbe es in der deutschen Sprache kein Wort mehr für alle Präsidenten, unabhängig vom Geschlecht.

Vor kurzem lief im DLF eine spannende, hervorragend recherchierte Sendung aus der Serie “Gesichter Europas”. Titel: “Versöhnung von unten: Albaner und Serben im Kosovo”. Eine ganze Stunde lang, perfekt binär gegendert. In einem Abschnitt über eine ganz besondere Schule, wo sowohl serbische als auch albanische Kinder unterrichtet werden, heißt es:  “Schülerinnen und Schüler der Roma-Minderheit verteilen sich auf die beiden Gruppen.“
Bei Kindern ist das binäre Gendern besonders problematisch. Manche kommen mit einem intersexuellen Geschlecht auf die Welt. Glücklicher weise setzt sich heute unter Ärzten immer mehr die Erkenntnis durch, mit einer geschlechtsangleichenden Operation zu warten, bis die Kinder selbst mit entscheiden können. 
Es ist fatal für diese Kinder, wenn sie durch das binäre Gendern damit konfrontiert werden, dass es nur Jungen und Mädchen gibt. Das bedeutet, dass es sie eigentlich gar nicht geben dürfte. Menschen, die mit dem binären Gendern eigentlich das Gute wollen, bewirken hier das Gegenteil von dem, was sie eigentlich wollen. Wenn von Schülerinnen und Schülern gesprochen wird, heißt das für ein intersexuelles Kind, dass es nicht dazu gehört. Zur Gemeinschaft der Anderen. Das ist Teil des Hintergrunds, wieso Intersexuelle sich oft "wie Monster fühlten", und ihrem Leben ein Ende setzen wollten.

Sollte unsere Sprache ihnen nicht helfen, statt sie tiefer in Selbstzweifel zu führen? Schauen Sie sich bitte die Dokumentation “Weder Frau noch Mann” an. Wir kennen keinen Film, der einfühlsamer in die Welt zwischen den Geschlechtern führt. Und der zeigt, wie furchtbar und unmenschlich sich der äußere  Zwang zur Einteilung in entweder männlich oder weiblich auswirkt. Egal, ob durch Ärzte, Eltern, Journalisten, Politiker, Lehrer und so weiter. Auf jeden Fall von jedem, der binär gendert.

Meistens kommt an dieser Stelle das Argument, dass Intergeschlechtlichkeit doch nur ganz selten vorkommt. Aber:

  • Bei diesem Tabu-Thema gibt es keine zuverlässigen Statistiken. Keine Klinik, kein Arzt, keine Selbsthilfegruppe hat im großen Rahmen zuverlässig Buch geführt und einem Statistikamt berichtet. 
  • Und: Spielt es wirklich eine Rolle, ob es um ein Kind von hundert, oder um eins von zehntausend geht? Sollten wir nicht eine Sprache mit einfachen, geschlechtsunabhängigen Oberbegriffen haben, die in diesem Punkt eine 100%-ige Gerechtigkeit, wenigstens in der Sprache, mit sich bringen? 

Und natürlich gibt es dieses Problem, also das des Nicht-erwähnt-Werdens beim binären Gendern, für non-binäre Erwachsene genauso wie für Kinder. Mit dem Unterschied, dass während und nach der Pubertät noch weitere Aspekte hinzu kommen. 

Ebenfalls im DLF kam ein Bericht über Bolsonaros erste Stellungnahme nach seiner Wahlniederlage. Sie wurde im Bericht mit dem Titel “Akzeptiert, aber nicht anerkannt. Bolsonaro bricht sein Schweigen" wie folgt ins Deutsche übersetzt und ausgestrahlt: “Ich danke den 58 Millionen Brasilianerinnen und Brasilianern, die mich gewählt haben.”
Zwei von uns haben diesen Bericht gehört und waren sehr irritiert. Denn beide wußten, dass Bolsonaros Diffamierung der “Gender-Ideologie” einen zentralen Platz in seiner Aufholjagd hatte, als er es von 43% auf fast 50% schaffte. Einer von uns beiden Hörern meinte, dass Bolsonaro das extra macht. Er grenzt die diversen Menschen aus, indem er nur Männer und Frauen nennt. Wie unverschämt von ihm.
Nach einer kurzen Recherche zeigt sich aber: Nicht Bolsonaro war es, der ausgegrenzt hat, sondern der - es gut meinende - Journalist. Der Bericht, nach dem Bolsonaro in seiner Rede binär gegendert hat, ist an dieser Stelle einfach falsch.
Hätte der Journalist noch die Gruppe der Diversen nennen müssen? Hätte er übersetzen müssen, dass Bolsonaro den Brasilianer*innen gedankt hat? Natürlich nicht. Hier braucht es den einfachen, klaren Oberbegriff. Einen, der nichts mit Geschlechtern zu tun hat.

In einem Film über Lehrer und Liebe wird ein ehemaliger Schuldirektor - ein zynischer Single - gefragt, ob er nie eine Frau geliebt hat. Er antwortet: ”Doch, ich war sogar verheiratet. Wir hatten uns geliebt. Sie war auch Lehrerin.”
In dem Film wurde binär gegendert, er kannte keinen Oberbegriff mehr für alle Lehrer. Das Ehepaar, beide Lehrer, waren nicht mehr in einer gemeinsamen Gruppe. Nein, er war in der Gruppe der Lehrer, sie in der Gruppe der Lehrerinnen. Die verstorbene Frau war “auch”, genauso wie ihr Mann, Lehrerin. Der Mann also auch eine Lehrerin? Wie furchtbar dieser Satz, wie arm diese Art zu sprechen!

Wir sehen, dass das binäre Gendern neben den beiden Gewinnern, den Frauen und den Männern, zwei Verlierer hat: Das dritte Geschlecht und die Gemeinschaft.

Was eigentlich zur Herstellung der Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern führen soll, führt zum Zwang der Zuordnung. Es gibt keine Gemeinschaft mehr, es gibt nur die Einen oder die Anderen. Dieser Zwang ist in einer Zeit, wo sich überall auf der Welt Gesellschaften spalten, Gift für unsere eigene Gesellschaft!

Und noch ein weiterer Aspekt: Viele in der Welt schütteln schon jetzt den Kopf darüber, was wir im deutschen Sprachraum gerade mit unserer Sprache machen. Wer wird noch Deutsch lernen wollen, wenn die Sprache sich so weiter entwickelt, wie es sich gerade abzeichnet? Wenn wir diesen Zug nicht aufhalten, wird unsere Sprache immer unverständlicher und ärmer.
Unser sprachlicher Brexit!

Wer sich wirklich traut, genau hin zu schauen, der sieht, in welche Zerissenheit unsere Sprache und unsere Gesellschaft gerät, wenn wir den Weg des binären Genderns oder gar der Gendergap-Formen gehen.

  • Je weniger souverän unsere Mitmenschen mit Sprache umgehen können, desto stärker werden sie ausgeschlossen.
  • Je weiter sich die Sprache nach der Logik dieses Ansatzes entwickelt, desto unsprechbarer und unverständlicher wird sie.
  • Je verfremdeter die Sprache wird, desto stärker wird die Gegenbewegung, die unsere Gesellschaft weiter zerreißen wird.

Die Situation sieht verfahren aus, ist aber im Grunde ganz klar:
Der Schnitt muss einfach nur an der richtigen Stelle gemacht werden!

Bei einem Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule schmerzt zunächst die Schulter, dann der Arm, schließlich die Hand bis zu den Fingern. Aber geschnitten werden muss dort, wo die Ursache liegt, nicht da wo es weh tut. 

Auf unsere Sprache bezogen: Es macht keinen Sinn, die Ungerechtigkeit durch Einführung des binären Genderns zu beheben. Weil dadurch auf einmal viele Menschen, vor allem die vom dritten Geschlecht, ausgeschlossen werden. 
Und es macht keinen Sinn, diese Ungerechtigkeit zu reparieren, indem ein neuer Oberbegriff erfunden wird, der aber wiederum diese ausschließt, die die Sprache nicht so souverän nutzen können. 
Es hilft auch nicht weiter, statt dem Genderstern den Doppelpunkt einzuführen, weil dieser von den Sprachsystemen besser gelesen wird, also barrierefreier sein soll.

Nein, das sind alles Schnitte an der falschen Stelle; sie beseitigen die Ursache des Problems nicht, sie schaffen sogar mehr Probleme, als vorher da waren.

Statt dessen ein klarer Schnitt an der richtigen Stelle! Kurze Oberbegriffe für alle. Und davon auf gleiche Art abgeleitete Begriffe für die Untergruppen. Die Männer müssen "ihre" Kurzbegriffe an die Allgemeinheit abgeben.
Das ist natürlich ein harter Schnitt. Aber der einzig logische, wenn es darum geht, unsere Sprache, so wie wir sie kennen, maximal zu bewahren.

 

Angesichts dieser Tatsachen stellt sich heute weniger die Frage, ob wir in Zukunft besser binär oder mit Gap gendern, oder mit Genderstern oder dem Doppelpunkt.
Sondern es stellt sich die Frage, wie es in unserer Gesellschaft überhaupt so weit kommen konnte, dass sich eine gut gemeinte, aber mit elementaren Mängeln behaftete Idee so stark verbreiten konnte. 

Und es stellt sich die Frage, wie das Kind aussehen könnte, das diesem Spuk ein Ende bereitet, indem es laut ausspricht, was alle schon lange ahnen:
Dass dieser König gar keine Kleider an hat!

Aber jenseits aller Hintergrundbeleuchtung: Es gibt sie ja schon: eine einfache Lösung, die unsere Sprache schon lange in sich trägt. Einfach sprechbar und gerecht. Das klassische Gendern.

Es löst den Knoten auf, indem es die logische Reihenfolge einhält:

Erst die kurzen Oberbegriffe zurück gewinnen. Wieder dorthin kommen, wo die Elefanten und Katzen heute noch sind: Leser, Sänger, Ärzte.
Und damit es keine Verwechslungen mehr gibt, bekommen die Männer gleichzeitig ihre eigene Endung.
Das zweite angebliche Problem, das mit dem gegnerischen Maskulinum, kann erst dann beurteilt werden, wenn die Sprache wieder diese logische Grundstruktur hat. 

Erst wenn sich die ersten Änderungen eingespielt haben, werden wir sehen, ob sich die Geschlechterungerechtigkeit alleine durch diesen ersten Schritt schon aufgelöst hat. Oder ob der generische Maskulinum und das generische Femininum im zweiten Schritt “neutralisiert” werden müssen. Dann würde "der Lehrer", egal welchen Geschlechts, “das Lehrer” heißen, und die Geisel wäre "das Geisel". So wie wir schon heute “das Mitglied” sagen.
Das generische Neutrum würde zum Normalfall.

Aber wie gesagt, die Reihenfolge ist wichtig. Unsere Sprache darf nicht den zweiten Schritt vor dem ersten machen! 

Und geben wir uns bitte keiner Illusion hin: bis wir sehen, ob es diesen zweiten Schritt wirklich braucht, werden viele Jahre vergehen

Bis sich das heutige binäre Gendern halbwegs in den Köpfen etablieren konnte, sind 30 Jahre vergangen. Eine Weiterentwicklung oder eine Richtungsänderung wird ähnlich lange dauern.
Wir brauchen also Geduld. Eine Tugend, die es heute schwer hat. Beim Klimawandel können wir sie uns nicht leisten, bei der Sprache ist sie wichtig. Um eine weitere Spaltung der Bevölkerung  zu vermeiden.

Die modernen Genderformen drücken sich  übrigens sehr um das oben angesprochene Problem des  Generischen Maskulinums. Siehe dazu den Text in der Grafik zur Petition. Das Zitat stammt aus einem Flyer eines Filmfestivals. Dort hieß es “der/die Regisseur:in”. In anderen Texten heißt es, unter Berücksichtigung des dritten Geschlechts: der/die/das Leser*in. Daneben gibt es etliche andere Formen, die sich nicht nur durch das Gendergap-Zeichen unterscheiden.
Meistens heißt es aber die Leser*in oder die Regisseur:in, für alle Geschlechter. 
Wir sollen also in Zukunft statt des generischen Maskulinum ein generisches Durcheinander bekommen, oder bestenfalls ein generisches Femininum.  

Auch hier hat das klassische Gendern klar die besseren Karten, siehe oben. 

Wichtig für die praktische Sprechbarkeit des klassischen Genderns ist noch eines: 
Wenn wir von Menschengruppen reden, meinen wir meistens gemischte Gruppen. Wenn wir zum Beispiel von Lehrern, von Lesern oder von Sängern reden, sind in der Regel alle gemeint: Weibliche, männliche und diejenigen aus dem Spektrum dazwischen. 

Die modernen Genderformen gendern leider immer sofort, wenn es um Menschengruppen geht - egal ob Geschlechter eine Rolle spielen oder nicht. Sie gendern an den meisten Stellen ohne wirklichen Sinn. Sie gendern einfach aufgrund der Tatsache, dass es in der neuen Sprechweise keine ungegenderten, also kurzen neutrale Oberbegriffe gibt. 

Beim Klassischen Gendern wird dagegen nur dann gegendert, wenn es wirklich um Geschlechter bzw. Gender geht.

In allen anderen Fällen werden wir wieder kurz und einfach sprechen!

Obwohl die Methode “Gendern” heißt, wird sich die Sprache also nicht so anhören, wie wir es heute von gegenderten Texten her kennen.  Das klassische Gendern wird sich auf eine unspektakuläre Weise in unsere Sprache integrieren.
Auch, weil die einzige "neue" Form, die Endung nur für Männer, schon seit über 1000 Jahren Teil unserer Sprache ist. Und deswegen, vielleicht mit anfänglichen Irritationen, trotzdem sehr gut sprechbar sein wird.

Und hinzu kommt noch: Menschen mit eingeschränktem Sprachverständnis, wie auch Kinder, Senioren und Fremdsprachler, werden mit ihrer Sprache nicht "falsch" oder "ungerecht" reden. Wenn sie für Männer und gemischte Gruppen die kurzen Oberbegriffe nehmen, und bei Frauen manchmal die weibliche Form, dann ist das vom Grunde her nicht falsch. Es ist nur unausgewogen. Denn das Ziel ist es, dass die männliche "-ich"-Form ähnlich oft genutzt wird wie die weibleiche"-in"-Form. 
Diejenigen, die Gendern wollen, werden aber regelmäßig auch die männliche "-ich"-Form nutzen, und werden in ihrer eigenen Sprache auf eine ausgewogenen Verwendung der beiden Formen hin arbeiten. Und damit die anderen langsam, aber sicher mit ziehen, ohne zu kompromittieren.

 

Was das klassische Gendern wegen seiner sanften Integration in die Sprache aber nicht bietet: 

Es ist kein Agitationsinstrument, um in gefühlt jedem fünften Satz eine empfundene alte Ungerechtigkeit anzuprangern.

Und es führt wegen seiner guten Integration in die Sprache und seiner seltenen Verwendung ebenfalls nicht zur Kompromittierung. Das passiert leider regelmäßig bei den Gendergap-Sprechweisen. Weil die so Gendernden mit ihrer Sprechweise demonstrieren, dass sie selbst ein elementares Problem verstanden haben und bereit sind, die gute und gerechte Sache voranzubringen. Und damit gleichzeitig den nicht so Sprechenden widerspiegeln, dass diese etwas nicht verstanden haben und und auf der Seite der Ungerechtigkeit stehen.

Wer also die Sprache weiter als Agitationsinstrument und zur Kompromittierung nutzen will, der möge weiter die Gendergap-Formen nutzen. Er sollte sich aber bewusst sein, dass auf diese Art unsere Gesellschaft weiter gespalten wird. 

Das klassische Gendern dagegen konfrontiert nicht.

Es hat mit seiner Anlehnung an Schiller und den Struwwelpeter sogar eine entspannte, humorvolle Note. Kinder werden es lieben, auch wegen der spielerischen Note und guten Sprechbarkeit.
Lyrik und Prosa werden es ihm danken, genau so wie die Übersetzer.

Und es ist die bisher einzige Methode, die sowohl für alle sprechbar als auch langfristig gendergerecht ist! 

Bitte unterstützen Sie mit Ihrer Stimme unser Anliegen. Je mehr Unterschriften, desto größer die Chancen, dass die großen Sprach-Multiplikatoren in Medien, Behörden, Lehre und Politik das "moderne Gendern" aufgeben und zum "kassischen Gendern" wechseln! 

Bitte leiten Sie die Petition auch weiter an viele andere!

Und Behörden, Institute, Medien, Promis, alle Menschen:
Testen Sie bitte das Klassische Gendern! Für eine Woche, für ein Jahr. Teilen Sie uns das bitte mit an klassisch.gendern@gmail.com
Wir werden das, wie auch ihre Erfahrungen, auf unserer Seite auf einer großen Internet-Enzyklopädie veröffentlichen. 
 

Sie werden sehen, wie unspektakulär das klassische Gendern ist.
Wenn NUR Männer gemeint sind, sprechen Sie, falls Sie daran denken, von Mitarbeiterichen, von Schülerichen. Aber das wird sehr selten passieren. Wann sind schon NUR die Männer gemeint!
Und wenn wirklich NUR die Frauen gemeint sind, sprechen Sie von Mitarbeiterinnen, von Schülerinnen. Sie werden sehen, wie oft sie die weibliche Endung verwenden, obwohl es eigentlich um alle geht.
Und wenn alle gemeint sind, sprechen Sie von Mitarbeitern, von Schülern.

Je mehr Sie bereits die modernen Genderformen verinnerlicht haben, um so mehr werden Sie bei der Verwendung dem kurzen Oberbegriff für alle erschrecken. Und denken, jetzt habe ich doch die männliche Form verwendet!

Aber es ist in Ordnung und sogar wertschätzend, Alexandra Popp als besten Mittelstürmer Deutschlands zu bezeichnen.
Es ist in Ordnung zu übersetzen, dass das junge Mädchen in Amanda Goremans Gedicht davon träumt, Präsident zu werden!
Es ist in Ordnung, wenn ein alter Schulleiter über seine verstorbene Frau sagt, dass sie, genauso wie er, aus ganzem Herzen Lehrer war! 

Keine Angst, damit sind nicht nur die Männer gemeint.
Die haben endlich eine eigene Endung. Sogar eine sehr alte.

Die Gleichberechtigung von Mann und Frau in unserer Sprache ist dann erreicht, wenn die männliche Endung zum einen auf dieselbe Art vom Oberbegriff abgeleitet ist wie die weibliche, und zum anderen ähnlich oft genutzt wird. Also besser gesagt ähnlich selten!
Denn meistens geht es um alle.
Klassisch Gendern stärkt unsere Gemeinschaft!

ps: Der komplette Text ist, mit kleinen ironisch gemeinten Ausnahmen, klassisch gegendert :-) 
Und wer noch am zögern ist, schaue sich bitte dieses Video an. Und Alicia, bitte melden ;-)

25 haben unterschrieben. Nächstes Ziel: 50.