Keine Zukunft ohne Masterplatz - Psychologie in Niedersachsen
Keine Zukunft ohne Masterplatz - Psychologie in Niedersachsen
Warum ist diese Petition wichtig?
Das Land Niedersachsen plant die Anzahl der Bachelor- und Masterplätze im Studiengang Psychologie an der Universität Göttingen zu verändern. Nach Plänen des Ministeriums für Wissenschaft und Kultur sollen zukünftig mehr Bachelorplätze und weniger Plätze im Allgemeinen Master Psychologie finanziert werden. Damit würde es schwerer werden einen Masterplatz zu erhalten. Es würden für 135 Bachelorstudierende zukünftig 60 Plätze im Klinischen Master und 28 Plätze im Allgemeinen Master zur Verfügung stehen. Damit würde 47 Studierenden kein Übergang in den Master möglich sein.
Der Studiengang Psychologie ist als konsekutiver Studiengang konzipiert.
In Bezug auf den Bologna Prozess 1999 wurde der Studiengang Psychologie als konsekutiver Studiengang konzipiert. Dabei war die grundlegende Idee, dass aus einem Bachelorstudiengang ein unmittelbar darauf aufbauender Masterstudiengang folgt. Der Bachelorstudiengang sollte dabei als ein grundständiges Studium fungieren und der anschließende Master als postgraduales Studium zur eigentlichen Berufstauglichkeit befähigen. Der Bachelorabschluss (B.Sc. Psychologie) sollte somit ausschließlich die Befähigung zum inhaltlich aufbauenden Masterstudiengang sicherstellen und bietet alleinstehend darüber hinaus keinen weiteren praktischen Nutzen.
Praktischer Nutzen für die Gesellschaft:
Zum Schluss möchten wir noch kurz darauf eingehen, dass wir keinen praktischen Nutzen für Studierende oder für die Gesellschaft bei der Veränderung der geplanten Kapazitäten erkennen können. Es stellt sich für uns die Frage, welcher Mehrwert durch die Veränderung geschaffen wird. Die Veränderung der Kapazitäten zu Gunsten des Bachelorstudiengangs würde zwar zu einer Erhöhung der Studienanfänger:innen führen, jedoch auch zu einer Minderung der Anzahl an Master-Studienabschlüssen. Eine höhere Quote an Studienanfänger:innen und eine Senkung der Quote von relevanten Studienabschlüssen erzeugt aus unserer Sicht keinen praktischen Mehrwert. Weder für einzelne Berufsfelder noch gesamtgesellschaftlich lässt sich aus unserer Sicht ein Nutzen aus der geplanten Veränderung ableiten.
Berufschancen auf dem Arbeitsmarkt:
Für Bachelorabsolvierende in der Psychologie ist es äußerst schwer, nach ihrem Abschluss einen Job zu finden. Aufgrund der Tatsache, dass sie trotz Studium kaum praktische Kenntnisse besitzen, können sie sich nicht von wissenschaftlichen Hilfskräften abheben. Deshalb ist es in der Psychologie besonders wichtig, den akademischen Weg so weit wie möglich fortzusetzen. Nur so kann man sein fachliches Wissen erweitern und sich für künftige Arbeitgeber:innen attraktiv gestalten. Selbiges gilt für Interessent:innen für den Bereich Forschung, Wirtschaft und Entwicklung. Denn auch hier fordern die späteren Arbeitgeber:innen ein fundiertes und vertieftes Fachwissen für den jeweiligen Tätigkeitsbereich. Zudem kann sich der/die Absolvierende durch gezielte Spezialisierung während des akademischen Werdegangs von anderen Fachrichtungen abheben und bleibt somit wettbewerbsfähig auf dem Arbeitsmarkt. Es steht unseres Kenntnisstands nach kein nennenswerter Arbeitsmarkt für B.Sc. Psychologie Absolvent:innen zur Verfügung. Ganz gleich ob im wirtschaftspsychologischen Bereich oder in der Forschung werden nahezu ausschließlich Arbeitsplatzangebote für M.Sc. Psychologie bereitgestellt. In der momentanen Studierendenschaft ist uns von keinem Fall bekannt, in den Studienanfänger:innen planen nach dem B.Sc. Psychologie das Studium abzuschließen und damit in den Arbeitsmarkt zu wechseln. Somit besteht ein großes Interesse der Studierenden in der Psychologie, das Studium mit dem Abschluss als M.Sc. Psychologie zu beenden.
Psychische Belastung während des Studiums:
Durch ein stärkeres Ungleichgewicht zwischen den Kapazitäten im Bachelorstudiengang und den Kapazitäten in den Masterstudiengängen antizipieren wir eine bedeutsame Erhöhung der psychischen Belastung der Studierenden im Bachelorstudiengang. Durch die geplante Umverteilung würden sich folgende Kapazitäten ergeben: Bachelorstudierende 135, Masterstudierende 88. Dies würde zu einer Diskrepanz von 47 Studienplätzen zwischen Bachelor- und Masterstudiengängen führen. Dies entspräche einer Quote von 34,9% der Studierenden die zwar einen B.Sc. Psychologie abschließen, denen jedoch kein Platz in einem Masterstudium Psychologie zur Verfügung gestellt werden könnte. Mit dem Wissen, das jede:m dritten Bachelorstudierenden kein Masterstudiumsplatz zur Verfügung steht ist davon auszugehen, dass der Konkurrenzkampf und der Notendruck unter den Studierenden enorm ansteigen. Bereits jetzt ist der hohe N.C., welcher in der Psychologie existiert, eine immense Belastung für die Studierenden. Eine weitere Verschärfung dieser Situation durch Verknappung der Kapazitäten an Masterplätzen wird unserer Einschätzung nach das psychische Wohlbefinden der Studierenden erheblich gefährden, sowie Zukunfts- und Prüfungsängste weiter erhöhen. Bereits jetzt zählen Studierende als überdurchschnittlich psychisch belastet. Um dieser Belastung etwas entgegenzuwirken und den Studiengang Psychologie auch für zukünftige Kohorten attraktiv zu halten, wurde das Konzept so entwickelt, dass es zu einer Annäherung der Bachelor- und Master-Kapazitäten kommt. Dieses Anliegen war bei der ursprünglichen Planung der Lehrkapazitäten für uns Studierende von besonderem Interesse und wurde so auch aufgenommen und umgesetzt.