Testmodell für die Kirchenmusik im Bistum Passau

Testmodell für die Kirchenmusik im Bistum Passau
A) Wissenschaftlicher und kirchenmusikalischer Status quo
1. Die Impfung ist das unumstritten wichtigste Mittel im Kampf gegen die Pandemie. Außer Frage steht, dass eine 100%ige Durchimpfung nicht möglich sein wird.
2. Auch Geimpfte und Genesene können sich mit dem Virus infizieren. Impfdurchbrüche gibt es sowohl bei den vulnerablen als auch bei den nicht-vulnerablen Gruppen.[1] Die Verläufe sind in den meisten Fällen leicht, jedoch zeigen mehr und mehr Fälle der Hospitalisierung, dass auch geimpfte Jüngere schwere und auch tödlich endende Verläufe durchleiden müssen.
3. Vor allem infizierte Geimpfte sind hochinfektiösen Überträger. Sie haben eine vielfach höhere Virenausscheidung als ungeimpfte oder genesene Personen.[2]
4. Nur wenige Chöre und Ensembles sind vollständig geimpft. Personen, die sich – aus welchen Gründen auch immer – nicht impfen lassen können/dürfen/wollen, von kirchlichen Gruppen und Veranstaltungen auszuschließen ist ethisch mehr als fragwürdig.
5. In Chören und Ensembles kommt es nach Studien des Freiburger Instituts für Musikforschung (FIM) zu einer erhöhten Ausscheidung von Aerosolen, durch die die Viren übertragen werden.[3]
B) Handlungsempfehlungen für Chöre und Ensembles
Es braucht neben den bisherigen Hygienekonzepten und -maßnahmen, weitere und modifizierte Bausteine, die sicheres Proben ermöglichen. Die staatliche Rahmenverordnung für Kulturveranstaltungen im Freistaat Bayern verweist darauf, dass es für Chöre und Ensembles während der Herbst- und Wintermonate sinnvoll ist, auch Geimpfte und Genesene zu testen.[4]
C) Die ACV-Teststrategie – Genese und Stand
1. PD Dr. Claudia Denkinger forderte im Frühjahr 2021 mit anderen Wissenschaftlern in Rekurs auf das ein RKI-Papier, dass eine gewisse Sicherheit unter fortführender Wahrung der Hygienemaßnahmen nur durch einen aktuellen Antigen-Schnelltest generiert werden kann.
2. Der ACV hat im Juli 2021 eine Teststrategie entwickelt, durch welche professionelle Test-Infrastruktur vor Ort errichtet wird. Die Einstellung der kostenlosen Bürgertests bedingt einen Rückgang an Testzentren – vor allem im ländlichen Raum. Seit dem 11. Oktober können nur Kinder und Jugendliche kostenlos von der ACV-Teststrategie profitieren.
3. Mit unserem Kooperationspartner GMIS konnten wir hochsensible Antigen-Schnelltests zu einem guten Preis aushandeln, die von kirchlichen Chören bestellt werden können.
4. Insgesamt sind ca. 1.200 Chöre / ca. 71.000 Sänger zur Strategie angemeldet. Aus dem Bistum Passau sind 23 Chöre / ca. 900 Sänger gemeldet.
5. In enger Zusammenarbeit mit PD Dr. Denkinger empfehlen wir: Vor dem Eintritt in den Proben- oder Kirchenraum muss getestet werden, ob eine Person – egal ob geimpft, ungeimpft oder genesen (!) – das Virus in sich trägt. Es ist vergleichbar mit der Sicherheitskontrolle am Flughafen: Wer gescannt wurde, stellt keine Gefahr für die Allgemeinheit dar.
D) Modellprojekt Passau
1. Jeder Chor erhält für 3 Monate eine errechnete Anzahl an Tests. Chorarbeit ist für die Advents- und Weihnachtszeit gesichert.
2. Für die gemeldeten Chöre sind dies bei wöchentlicher Probe und einigen gottesdienstlichen Gestaltungen ca. 19.000 Tests. Die Tests werden über GMIS versandt. Die Chöre eine Grafik zum Ablauf der beaufsichtigten Selbsttests sowie einen Notfallplan im Fall einer positiven Testung.
3. Wissenschaftler vom tropenmedizinischen Institut des Universitätsklinikums Heidelberg begleiten das Projekt. Ebenfalls erfolgen sozio-empirische Umfragen in den Chören zur Gewinnung von Erkenntnissen für die Fortführung und Neuausrichtung des Ehrenamts der Kirchenmusik.
4. Das Projekt kann in Abstimmung mit der PR-Abteilung des Bistums medial publik gemacht werden und dient zugleich als Aushängeschild für ein Maximum an Sicherheit bei der Chorarbeit.
5. Das Projekt verhindert ein Sterben der Kirchenchöre und würdigt das jahrzehntelange Engagement in der Kirchenmusik. Die Ortskirche von Passau kommuniziert: Chöre sind mehr als nur Orte schöner Klänge, sondern ein zentraler Bestandteil des kirchlichen Lebens in unseren Pfarreien.
FAZIT
Unterstützen Sie, sehr geehrter Herr Generalvikar und sehr geehrter Herr Finanzdirektor, sehr geehrte Damen und Herren des Bistums, Ihre Kirchenchöre! Setzen Sie ein Zeichen, dass Ihnen die Kirchenmusik in Ihrem Bistum und die in den Chören seit Jahrzehnten engagierten Sängerinnen und Sänger sicher und kontinuierlich proben können. Sie retten damit die Kirchenmusik in Ihrem Bistum und damit das Engagement für Ihre Ortskirche!
[1] Nähere Informationen hierzu: https://www.24vita.de/krankheiten/corona-virus-geimpfte-zahlen-rki-welle-impfung-intensivstation-covid-spahn-lauterbach-berlin-90932800.html
[2] https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=3897733 (abgerufen am 17.09.2021)
[3] https://www.mh-freiburg.de/fileadmin/Service/Covid-19/5._UpdateRisikoabschaaetzungCoronaMusikSpahnRichter_14.12.20_.pdf
[4] https://www.verkuendung-bayern.de/baymbl/2021-615/