Abschaffung der Beweispflicht für Unfallopfer.

Abschaffung der Beweispflicht für Unfallopfer.

2011 wird es schätzungsweise mehr als 2,2 Millionen Unfälle auf Deutschland Straßen geben. Die Zahl der Unfälle mit Personenschäden wird glücklicherweise dieses Jahr auf etwa 244.000 zurückgehen, in Summe sind über 301.00 Menschen in Deutschland von einem Unfall im Straßenverkehr betroffen. Rein rechnerisch sind also jeden Tag über 800 Menschen in einen Unfall verwickelt . Ein Teil der Betroffenen wird dank moderner Sicherheits- und Assistenzsysteme in den Autos mit dem Schrecken davonkommen.
Für all diejenigen die gesundheitliche Probleme davon tragen, beginnt nun im schlimmsten Fall auch noch ein Spießrutenlauf durch das System, welcher finanzielle, psychische und gesundheitliche Auswirkungen auf die Betroffenen und deren Familien haben kann.
Diese Petition hat das Ziel über die verkehrte Welt im „Opferschutz“ zu informieren, Beispiele von Betroffenen zu geben und unsere neue Bundesregierung dazu zu bringen, im Bereich des Opferschutzes eine Beweislastumkehr zu Lasten der Versicherungen zu verankern. Immer dann, wenn eine gegnerische Versicherung der Meinung ist, dass die gesundheitlichen Probleme nicht durch den Unfall entstanden sind, obliegt es dem Betroffenen mit entsprechenden Gutachten und auf eigenes Risiko den Klageweg zu beschreiten.
Ich heiße Clarissa Borcherding, bin 43 Jahre alt, verheiratet, Mutter eines 10 jährigen Sohnes und von Beruf Lehrerin für katholische Theologie und Sozialwissenschaften an einem Gymnasium in Minden. Die Petition habe ich gestartet, da ich Ende 2019 unverschuldet in einen Autounfall verwickelt wurde und seitdem versuche wieder gesund zu werden, momentan noch mit ungewissem Ausgang. In meinem Fall ist die Versicherung des Unfallgegners der Meinung, dass meine Verletzungen nicht durch den Unfall hervorgerufen werden konnten und das, obwohl ich vorher ohne gesundheitlichen Probleme meiner Arbeit und meinem Leben nachgehen konnte.
In den letzten zwei Jahren habe ich immer wieder Menschen kennengelernt, die ähnliches durchlebt haben: Unverschuldet in einen Unfall geraten und dann von den Versicherungen abgewiesen, versuchen sie nun das Beste aus den veränderten Lebensrealitäten zu machen. Aus Angst vor beruflichen oder gesellschaftlichen Konsequenzen, oder auch aus Mangel an finanziellen Mitteln ist es ihnen nicht möglich ihre Rechte durchzusetzen.
Stellvertretend möchte ich daher anhand meiner Erlebnisse die Herausforderungen, die aktuelle und zukünftige Betroffene tangieren können, aufzeigen:
- Die Versicherung meines Unfallgegners hat ein internes Gutachten erstellt, welches zu dem Ergebnis gekommen ist, dass der Unfall nicht Schuld an meinen Verletzungen ist. Dieses Gutachten musste mir nicht offengelegt werden, erst der öffentliche Druck (siehe Zeitungsartikel) ermöglichte es mir, eine Kopie zu erhalten und dieses nun prüfen zu lassen.
- Ich muss auf eigene Kosten ein Gegengutachten erstellen lassen, welches potenteill nachweist, dass das Versicherungsgutachten methodisch nicht trägt. Dies ist vor allem dahingehend eine Herausforderung, da die unterschiedlichen Auswirkungen von Unfällen auf weibliche und männliche Körper im Design von Autos wenig bis gar nicht berücksichtigt werden, Frauen also im Falle eines Unfalls ein wesentlich höheres Risiko für schwere Verletzungen aufweisen. Hier bin ich zum Fallbeispiel in der Reihe „herstory Folge 1: Lebensgefahr“ der ARD zum Thema der Ungleichbehandlung von Frauen in der Medizin geworden (siehe Mediathek der ARD)
- Da die Versicherung des Unfallgegners die Verantwortung von sich weist, werden meine Verdienstausfälle nicht kompensiert, auch spezielle Untersuchungen und Behandlungen muss ich selber vorfinanzieren. Aufgrund meiner Verletzungen bin ich motorisch
· eingeschränkt, entsprechende Unterstützung im Haushalt oder bei der Abwicklung des mittlerweile komplizierten Schadenfalls und der Genesung werden mir ebenfalls nicht gewährt.
· Es ist schwierig in Deutschland in dieser Materie erfahrene und spezialisierte Anwälte zu finden.
· Da ich nunmehr der Versicherung nachweisen muss, dass der Schaden durch den Unfall entstanden ist, gestaltet sich die Suche nach spezialisierten Ärzten, gerade bei mir im ländlichen Bereich, ebenfalls schwierig. Da ich mich noch nicht gegen den Klageweg entschieden habe, ist meine Behandlung mit einem erhöhten organisatorischem Aufwand für die Ärzte verbunden, da Gutachten und Stellungnahmen geschrieben werden müssten.
· Die korrekte Diagnose meiner Verletzungen wurde dadurch erst mit mehr als einem Jahr Verspätung getroffen, ein Jahr, was dafür gesorgt hat, dass aus einer einfachen Behandlung eine komplizierte und risikoreiche Operation wurde.
· Die Gesamtsituation ist psychisch so belastend, dass dies Auswirkungen auf meine Familie, meinen Freundeskreis und generell auf meine Lebensqualität hat. Auch hier lässt mich die Versicherung meines Unfallgegners mit den finanziellen Folgen alleine.
Im kommenden Update werde ich meine Geschichte der letzten zwei Jahre etwas detaillierter vorstellen.
Ich persönlich hätte es nicht für möglich gehalten, dass all die oben skizzierten Punkte so eintreffen und die Versicherung sich mit ihrem Verhalten im Rahmen des geltenden Rechts bewegt. In den letzten Monaten musste ich feststellen, dass der Dreh- und Angelpunkt die Beweislast des Betroffenen ist, die mich an eigentlich allen relevanten Stellen zum Bittsteller macht. Meiner Meinung nach kann dies nur durch eine Beweislastumkehr behoben werden. Betroffene wären geschützt und könnten sich auf ihre Heilung konzentrieren, während die Versicherungen an einer Schiedsstelle oder vor Gericht nachweisen müssen, dass der Unfall keine Schuld an den Verletzungen hat.
Wie könnt ihr diese Petition unterstützen?
Unterschreibt die Petition und teilt sie bei euch in der Familie und im Freundeskreis!
Solltest du selbst betroffen sein, würde ich mich darüber freuen (anonym) über dich berichten zu dürfen, um zu zeigen, dass ich kein Einzelfall bin.